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„Kampagnen“, „Ausflüge“, „hardware“ und „Football“: Ein „Krieg“ findet nicht statt

Offizielle Sprache in den USA: Bombenangriffe werden zu sportlichen Übungen  ■ Aus Washington Andreas Zumach

Ein Krieg findet in der Golfregion nicht statt. Diesen Eindruck vermittelt die Sprache der Offiziellen in Washington und der direkt Beteiligten vor Ort. Schlicht und harmlos „Kampagne“ nennen Präsident Bush, die Sprecher des Pentagon oder Golf-Oberbefehlshaber General Schwarzkopf die seit nunmehr vier Tagen andauernden massiven Bombardements und Raketenbeschüsse. Als ginge es lediglich um einen Präsidentschaftswahlkampf.

Möglicherweise müsse die „Kampagne noch bis Anfang Februar fortgesetzt werden“, um „erfolgreich“ zu sein, verlautete am Samstag aus dem Pentagon. Was das bedeutet, kann vielleicht ein historischer Vergleich einigermaßen begreiflich machen. Während des zweiwöchigen Dauerbombardements der vietnamesischen Städte Hanoi und Haiphong zu Weihnachten 1972 flog die US-Luftwaffe 1.342 Angriffe. Soviel waren es allein in den ersten 24 Stunden des Golfkriegs. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag noch einmal „rund 2.000 — zu 80 Prozent erfolgreich“, wie ein sichtlich stolzer General Schwarzkopf im saudischen Wüstenzelt verkündete. Das Wort „Bombardement“ oder „Angriff“ („attack“) nimmt Schwarzkopf nicht in den Mund. „Sortie“ lautet die offizielle Sprachregelung, zu deutsch: Ausflug, Abstecher.

Die Kampfflugzeuge werfen auch keine Bomben ab, sondern lediglich „hardware“. Im „hardware“-Laden kaufen die AmerikanerInnen Haushaltartikel und Eisenwaren oder lassen Zweitschlüssel anfertigen.

Am besten läßt sich die Realität des Krieges hinter der allen AmerikanerInnen geläufigen Footballsprache verstecken. Zurück von einem der ersten „sorties“ in der Nacht zum Donnerstag, berichtete der Kommandeur des 27. Taktischen Kampfgeschwaders der US-Luftwaffe, Oberstleutnant Don Kline: „Wir hatten einen guten Morgen. Du schlägst sie schnell, machst zunächst 7 zu 0 Punkte... Dann wirst du übermütig, und am Ende schlagen sie dich doch noch.“ Und die Piloten, die ihre „sorties“ von einer US-Luftwaffenbasis in Saudi-Arabien starten, sind für den dort diensttuenden Bodenoffizier, Oberst Ray Davies, eine Truppe „wie das Dallas Cowboys Football- Team“. Das Beste an diesem Krieg, der keiner ist: Er läßt sich am Fernsehen verfolgen wie ein spannendes, ansonsten aber harmloses Fußballspiel — zumal zahlreiche Journalisten in der Golfregion wie an der „Heimatfront“ die offiziellen Sprachregelungen längst übernommen haben.

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