Suche nach Scud-Raketen

■ Angriffe gegen den Irak gehen weiter/ Bomben auf Bagdad/ Ölplattformen vor Kuwait erobert/ Israel erhält weitere Raketen

Washington/Bagdad (dpa/ap/afp) Die Luftangriffe der von den USA geführten alliierten Streitkräfte gegen den Irak gingen gestern ununterbrochen weiter. Bisher wurden insgesamt 4.000 Angriffe geflogen. Außerdem schossen die USA 150 Cruise Missiles auf gegnerische Ziele ab. Amerikanische B-52-Bomber griffen in der Nacht zum Samstag erneut Bagdad an. In der Stadt ist inzwischen die Wasser- und Stromversorgung gestört. Französische Jagdbomber bombardierten erneut ein Munitionsdepot bei Kuwait City. Die Piloten wurde bei ihrer Rückkehr von Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevenement beglückwünscht, der zu einem Truppenbesuch in Saudi-Arabien weilte. Inwieweit die irakische Luftwaffe inzwischen zerstört worden ist, ist offenbar auch bei den alliierten Militärs umstritten. Bei den jüngsten Luftkämpfen verloren die Alliierten nach US-Angaben drei Flugzeuge. Die irakische Armee hat zwei amerikanische Piloten gefangengenommen, die demnächst der Bevölkerung vorgeführt werden sollen, berichtete der US-Fernsehsender CNN am Freitag. Radio Bagdad sprach am Samstag von 101 Abschüssen feindlicher Flugzeuge.

Britische Aufklärungsflugzeuge entdeckten eine weitere mobile Abschußrampe für irakische „Scud“- Raketen sowie weitere getarnte Ziele, berichtete Verteidigungsminister Tom King gestern in London. Nach seinen vorläufigen Informationen sollen in der Nacht drei irakische Flugzeuge abgeschossen worden sein. Mit der Fortsetzung der Angriffe ist nach Angaben Kings noch für einige Zeit zu rechnen.

Mit Kriegsschiffen und Kampfhubschraubern haben die US-Streitkräfte in der Nacht zum Samstag neun Bohrinseln vor der Küste Kuwaits angegriffen. Nach Angaben der Militärs wurden dabei 12 irakische Soldaten gefangengenommen. Es handelt sich um die erste Bekanntgabe von Gefangennahmen durch das US-Kommando. Bei der Aktion sollen 40 irakische Soldaten getötet worden sein. Die Ölplattformen sollen mit Luftabwehrgeschützen ausgerüstet gewesen sein. Ein britisches Bataillon mit 500 Soldaten wird nach Angaben des Londonder Verteidigungsministeriums in den nächsten Tagen im Osten Saudi-Arabiens eintreffen, um Kriegsgefangenenlager aufzubauen. Wenn erst der Krieg am Boden in Gang kommt, werde mit zahlreichen Gefangenen durch angreifende britische Truppen gerechnet, hieß es.

Israel wird weitere „Patriot“-Abwehrraketen aus den USA erhalten. Dies kündigte Bill Harlow, ein Sprecher des Weißen Hauses, am Samstag in Washington an. Wie viele dieser Abwehrraketen nach Israel geschickt werden und wann, wurde zunächst nicht bekannt. Nach Angaben des TV-Senders CNN sind die Raketen bereits unterwegs oder schon in Israel eingetroffen.

Iraks UNO-Botschafter Abdul Amir Al Anbari hat die USA am Freitag zu „echten Verhandlungen“ aufgefordert, gleichzeitig aber deutlich gemacht, daß der Irak eine Lösung der Krise weiterhin von Fortschritten bei der Behandlung des Palästinaproblems abhängig macht. „Friede und Verhandlungen, beenden Sie die Aggression, und bitte versuchen Sie es mit echten Verhandlungen“, sei seine Botschaft an den amerikanischen Präsidenten, sagte Al Anbari in einem Interview mit der US-Fernsehgesellschaft CNN. Andere Töne kamen aus Bagdad. Die regierende Baath-Partei forderte zu weltweiten Angriffen auf Einrichtungen der Alliierten auf. klh