Krieg am Golf, Kleinkrieg in Bremen

■ Spaltung: 7.000 auf dem Markt, 800 vorm Hauptbahnhof

Wer sich am Samstag um 13.30 Uhr auf dem Bremer Ziegenmarkt in den Demonstrationszug einreihen wollte, konnte die Durchsage nicht überhören: „Vorne geht der Frauen- und Lesbenblock. Hinter dem Lautsprecherwagen folgt der internationalistische Block.“ Damit waren die Grenzen und „Bataillone“ markiert, die diese Bremer Anti- Kriegs-Demonstration bis zu ihrem gespaltenen Ende prägen sollten.

7.000 BremerInnen waren an diesem Samstag auf die Straße gegangen, zogen vom Steintor- Viertel zum Marktplatz. Aufgerufen hatten DGB, SPD, Friedensgruppen bis hin zur „Palästina-Gruppe“. Am Tag vor der Demonstration war auf stundenlangen Sitzungen um einen einheitlichen Charakter der Aktion verhandelt worden. Zunächst hatten SPD-PolitikerInnen ihren Aufruf zum Demonstrieren zurückziehen wollen. Ihnen war es zu heikel erschienen, daß auf der Kundgebung ein „Bremer Aufruf“ (vgl. Dokumentation oben) verlesen werden sollte, der den Umschlag der US-Kriegsgüter in bremischen Häfen anprangerte. Nachdem diese Stimmen parteiintern besänftigt waren, kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen „Autonomen“ und dem Rest des Vorbereitungsspektrums über den Verlauf der Kundgebung. Die „autonomen InternationalistInnen“ beanspruchten für sich allein vier RednerInnen mit dem Argument, daß ihr Spektrum schließlich als erstes zu der Samstags-Aktion aufgerufen hätte. Ein Kompromiß kam nicht zustande.

Akustisch wurde der Demonstrationszug beherrscht von den Sprechchören des „internationalistischen Blocks“ mit seinen eindeutigen Feindbildern: „USA — Internationale Völkermordzentrale“ — „Iran, Palästina, Kurdistan, Türkei. Bei jeder Schweinerei ist die BRD dabei.“ Die Mehrheit der DemonstrantInnen rief keine Parolen. Allein Trommelwirbel drückten deren Anti- Kriegs-Stimmung aus. Mit im Zug dabei waren „Zivis des Zentralkrankenhauses Bremen-Ost“, die Grünen, das „Bremer Theater“, die Gewerkschaft „Handel, Banken, Versicherungen“ und die JungsozialistInnen.

Eva Dumendiak (“Christen für Abrüstung“) trug auf dem Marktplatz nach langatmiger Einführung den gemeinsam vorbereiteten „Bremer Aufruf“ vor. Guten Mutes hoben fast alle 7.000 ihren Arm, um diesem „Bremer Aufruf“ ihre Zustimmung zu geben.

Damit war es mit der Gemeinsamkeit der Kriegs-GegenerInnen auch schon zu Ende. Die ersten ZuhörerInnen machten sich im einsetzenden Regen auf den Heimweg. Das Mikrophon wurde freigegeben. Die Rednerin Beatrice Claus kritisierte die Friedensbewegung: „Es sind heute wieder Bomben auf Israel gefallen. In dieser Situation streiten Bremer Gruppen um die Redeliste. Ich rufe nicht mehr dazu auf, den Hauptbahnhof zu blockieren. Ich bin für gewaltfreie Aktionen“. Die Rednerin befürchtete, daß es Demonstranten aus dem „internationalistischen Block“ am Bahnhof auf eine „Klopperei mit der Polizei“ anlegen würden.

Nur 800 DemonstrantInnen zogen schließlich weiter zum Hauptbahnhof. Vorneweg nicht mehr die „Lesben und Frauen“, sondern der „internationalistische Block“. Vorm Hauptbahnhof wurde der Zug schon von einer Polizeikette erwartet. Die DemonstratInnen wichen Richtung Fruchthof aus. Aus ihrer Menge wurde Knaller, Steine und Farbeier auf BeamtInnen geworfen. Die Polizei setzte kurz ihre Wasserwerfer ein, blieb aber ansonsten defensiv. Einsatzleiter Wilhelm Bode ließ danach den Appell verbreiten, „für den Frieden mit friedlichen Mitteln demonstrieren“. Barbara Debus

Golfplenum heute 20 h beim BDP Am Hulsberg