Selten: Unterstützung für die US-Army

■ Berliner Juden zogen vor das Headquarter

Zehlendorf. Vor dem US-Konsulat in der Clayallee demonstrierten gestern vormittag knapp 300 vorwiegend jüdische Menschen für den Einsatz der US-Armee im Golfkrieg. Die Demonstration war von Mitgliedern der oppositionellen »Demokratischen Liste« in der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde spontan organisiert worden. Man wolle endlich ein Zeichen gegen die immer einseitiger werdenden antiamerikanischen Demonstrationen setzen, sagte Mitorganisator Moische Wax. Und: »Wir unterstützen die Sanktionsbeschlüsse der UNO und hoffen, daß die antiirakische Allianz im Nahen Osten hält.« Die Demonstranten trugen Transparente mit den Aufschriften »Sollen wir Juden durch deutsches Gas sterben« sowie »Gestern Kuweit, heute Israel und morgen die ganze Welt«. Vereinzelt waren auch israelische und US-Fahnen zu sehen.

Auf der Abschlußkundgebung am Roseneck erinnerte Moische Wax, daß gerade die deutsche Geschichte das Musterbeispiel dafür geliefert habe, daß Diktatoren, die einen Krieg führen wollen, nicht mit »diplomatischem Geplänkel« zu bekämpfen sind. Auch die Juden in der Stadt wollten nichts als Frieden — aber, so fragte er, wie soll Husseins Kriegslüsternheit denn gestoppt werden? Wax griff den von Henryk Broder in der taz veröffentlichten Vorschlag auf: Hochrangige deutsche Politiker sollten ihre Solidarität mit Israel durch ihre Anwesenheit in Tel Aviv oder Haifa beweisen, vielleicht würde dies Hussein hindern, deutsches Giftgas einsetzen zu wollen. Die Demonstrationsteilnehmer forderten eine lückenlose Aufklärung über die Ungeheuerlichkeit, daß bundesdeutsche Firmen das Waffenembargo gegen den Irak unterlaufen konnten. Solange nicht bewiesen sei, daß diese Lieferungen nicht vom Außenministerium gedeckt worden seien, sagte Moische Wax, trage die Bundesregierung einen erheblichen Teil der Schuld an diesem Krieg. aku