Blockade vor Siemens geräumt

■ Anti-Golfkriegs-Aktionen bestimmten auch gestern das Stadtgeschehen/ Aktionen vor Siemens, IHK, Börse, am Ernst-Reuter-Platz und vor der taz

Berlin. Von fünf bis acht Uhr morgens blockierten gestern mehrere hundert Menschen drei Tore der Siemenswerke in Spandau, um damit gegen die Rüstungsexporte des Konzerns zu protestieren. Die Blockade, an der zwischen 500 und 1.000 Menschen teilnahmen stand unter der Losung: »Keine Arbeit für den Krieg«. Die Polizei ging mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Aktivisten vor. Nach Polizeiangaben wurden zwei Personen wegen Verdachts auf Landfriedensbruch festgenommen. Außerdem sei ein Teilnehmer wegen Widerstands und Körperverletzung angezeigt worden.

Rund 300 Menschen blockierten am Vormittag das Gebäude der Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Berliner Börse in der Innenstadt. Sie skandierten: »Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt.« Mangels Masse scheiterte gestern nachmittag der Versuch von 50 bis 100 Leuten, in der Kochstraße zwischen taz und Springer eine Menschenkette zu bilden. Hintergrund ist die Berichterstattung der taz, in der die Krawalle bei der großen Antikriegsdemonstration verurteilt worden waren, sowie ein Kommentar, in dem die Parteinahme für die Allianz gegen Hussein für notwendig befunden wurde. In dem Aufruf zur Menschenkette wurde die taz-Berichterstattung als »alltäglicher Terror« und »brutaler Angriff« auf »die Subjektivität« und »Freiheit unserer Ausdrucksformen des Protestes« bezeichnet. »Wir fassen uns an den Händen und bilden eine Menschenkette von der gewalttätigen taz zu den Kriegshetzern im Axel-Springer Haus«, hieß es. Unterdessen haben sich das Bündnis 90 und das Neue Forum davon distanziert, daß mehrere hundert Teinehmer der Blockadeaktion am Sonntag in das Bundeswehrkommando Ost in Strausberg eingedrungen sind: Damit sei das Anliegen des Protestes »verfälscht« worden, hieß es. Das Bundeswehrkommando hatte die Aktion als »rechtswidrig« bezeichnet. Rund 200 Frauen umkreisten gestern mit einem Pfeifkonzert den Ernst-Reuter-Platz und blockierten dabei mehrere Minuten den Verkehr. plu

Siehe Aktionskasten Seite 22