Der französische Kanal Antenne 2: Armee im Satten

Bei der Berichterstattung über den Krieg am Golf überrascht der französische Sender Antenne 2 (A 2) mit einer wahren Bilderflut des Schreckens, präsentiert wie eine Art Sportreportage mit besonders vielen Live-Schaltungen. Der Unterhaltungswert ist auch in diesen Tagen oberste Priorität. Ob Wetterkarte oder Krieg: The show must go on. Und zwar hautnah bis ins Wohnzimmer. Neben allen anderen Themen zum Golf wird dabei ganz unverhohlen auf die schier unglaubliche Faszination vieler Menschen für moderne Waffen gesetzt.

Nachdem im Journal, der Hauptnachrichtensendung um 20 Uhr, die bekannten Bilder des US-Tarnkappenbombers, der Bombardierung Israels durch irakische Scuds und eine Einschätzung der Stärke der syrischen Armee gezeigt wurden, kommt nun eine besondere Matz: Krieg live! Eine Kamera wird unter eine Jaguar-Maschine montiert, und ab geht's in den Irak. Objekt im Fadenkreuz und — schnapp — Abwurf! Es ist wie Krieg der Sterne. Zwischendurch immer wieder der französische Verteidigungsminister Chevenement. Diesmal in Saudi- Arabien. Frankreich ist schließlich Kriegsteilnehmer. Also Frontberichterstattung. Sauertöpfisch knurrt er, es gebe hier noch keinen einzigen Toten.

Dann quälend lange Videos über die israelische Waffenstärke. Imponierende Technik des Todes und eine warme, vernünftige Stimme, die sie vorstellt. Zum Schluß eine Analyse der irakischen Potenz. Auch unsere Nachbarn kennen sich da aus. Ein paar alte Werbespots über französische Raketen, Radarsysteme und Mirages werden eingeblendet. Slow motion natürlich. Für vierzig Milliarden Francs, sagt der Sprecher nicht ohne Stolz, habe man Waffen dorthin geliefert.

Nun aber schnell nach Tel Aviv. Dort ist Raketenalarm. Auberi Edler, die Korrespondentin, ist durch die Gasmaske nur schwer zu verstehen. Ist aber nicht schlimm. Wichtig scheint mehr die Situation als solche, weniger die Infos.

Dann ein ganz harter Cut nach USA zu Eric Perrin, der in einer Art Besenkammer sitzt. Wo und warum? Anders als etwa ARD und ZDF hat A2 eine Direktschaltung ins Allerheiligste des alles und alle beherrschenden CNN, dem US-Kanal, aus dem jeder auch noch den letzten Pups für seine News schöpft.

Der erste Werbespot im Anschluß an das Magazin zeigt in seiner Schlußsequenz über einer dunklen Weltkarte in großen weißen Lettern: „Colgate rückt vor, die Bedrohung weicht zurück.“ Und gleich danach eine Blödelshow mit dem Titel: Bevor uns der Himmel auf den Kopf fällt. Wirklich beklemmend. Philippe André