Kritik stößt ins Leere-betr.: "Stumm im brennenden Haus", taz vom 11.1.91

betr.: „Stumm im brennenden Haus“ (Die deutsche Friedensforschung und die Golfkrise),

taz vom 11.1.91

Während die Golfkrise in einen Golfkrieg umgekippt ist und die internationale wie nationale Friedensforschung seit August 1990 mit vielen wissenschaftlichen Veranstaltungen (Foren, Symposien, Konferenzen, Tagungen, Pressegesprächen etc.) sowie zahlreichen lösungsweisenden und analytisch fundierten Veröffentlichungen zu diesem Konflikt Stellung bezogen hat, muß sie sich von Ekkehart Krippendorff im taz- Kommentar vorwerfen lassen, sie sei stumm geblieben. Da fragen wir uns: Wo lebt der Mann? Wie kommt es, daß er friedensforscherische Aktivitäten nur selektiv wahrnimmt? Und welche Elite — so muß man Krippendorff fragen — sind denn diese Friedensforscher, die er meint?

Die von ihm genannten „aktiven“ Psychologen, Pädagogen oder Nah- Ost-Experten sind zum großen Teil Angehörige der Friedensforschung, der allenthalben einzigen, quer zu den Fachrichtungen liegenden, multidisziplinären (Sozial-)wissenschaft. Krippendorffs Kritik stößt auch deshalb ins Leere, weil er eine methodisch und methodologisch unzulässige Vermengung von und einen hinkenden Vergleich zwischen Friedensbewegung und Friedensforschung vornimmt, außerdem das „Memorandum zur Friedenssicherung nach dem kalten Krieg“ grollend mit den politischen Zuständen am Golf in einen Topf wirft und nach seinen out-put-Kriterien daraus einen klassischen K.O. der Friedensforschung feststellt.

Dieses inhaltliche und methodische „Tutti Frutti“ ist so hanebüchen, daß Krippendorffs schlußfolgernde Frage nach der öffentlichen Förderungswürdigkeit unserer Disziplin kaum mehr verwundert. Dieses Argument den politisch ignoranten GegnerInnen der Friedensforschung aber quasi auf dem Silbertablett zu präsentieren, kann unter den Kolleginnen und Kollegen unserer Profession eigentlich nur noch Unverständnis und Mißfallen hervorrufen. Dr.Regine Mehl, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung, Bonn