„Eine sehr schöne Initiative“

■ Große Resonanz auf „Frauenaktion Scheherazade“/ Die israelische Rechtsanwältin Felicia Langer wünscht der Aktion „großen Erfolg“/ Rossana Rossanda: „Hätte man früher machen sollen“

Berlin (taz) — Der Aufruf der „Frauenaktion Scheherazade“ zur weltweiten Urabstimmung über Krieg oder Frieden am Golf hat bisher eine große positive Resonanz hervorgerufen. Viele Frauen wollten wissen, wie sie den Aufruf — außer mit einer Unterschrift — unterstützen können. Wir können hier nur sagen: Weiterreichen, Weiterfaxen und -schicken in alle Welt, damit aus dem Schneeball eine Lawine wird.

Er ist schon jetzt mächtig angewachsen. Ein Beispiel: Eine chilenische Journalistin will über die Aktion heute im dortigen Rundfunk berichten, das erste Telefax aus Lateinamerika ist bereits eingetroffen. Nelas Curbelo, Generalkoordinatorin der Menschenrechtsorganisation „Dienst für Frieden und Gerechtigkeit“, schreibt, sie würden das weltweite Plebiszit „bedingungslos“ unterstützen und den Aufruf an alle Organisationen weiterschicken, die sie kennen. Aber es gibt auch skeptischere Reaktionen. Englische und irische Frauen zum Beispiel formulierten ihre Angst, daß eine solche Abstimmung in ihren Ländern für den Krieg ausgehen könnte. Einige deutsche Anruferinnen fanden den Vorschlag, eine provisorische Abstimmung per Anschalten von Stromquellen durchzuführen, kritikwürdig. Damit würde nur den Strommultis in die Hände gespielt. Deswegen haben wir die Formulierung geändert: „An- oder Abschalten“ heißt es jetzt. Wir können nur sagen: Dies ist eine erste Idee, anderen Vorschlägen stehen wir offen gegenüber.

Auch Rossana Rossanda, eine der wichtigsten Publizistinnen Italiens, befand, der Vorschlag hätte eigentlich „viel früher“ kommen müssen, jetzt sei es fast schon zu spät. Dennoch unterzeichnete sie spontan, genauso wie die US-amerikanische Schriftstellerin Kate Millett, die Bundestagsvizepräsidentin Renate Schmidt (SPD) und die Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek und Erika Runge. Felicia Langer, die als israelische Rechtsanwältin jahrelang Palästinenser verteidigt hat, nannte den Aufruf eine „sehr schöne Initiative“. Frau Langer, Trägerin des alternativen Nobelpreises, hat übrigens am Freitag in Wien zusammen mit Bärbel Bohley und anderen den „Dr.- Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um Menschenrechte“ verliehen bekommen.

Wie soll es weitergehen? Auch dazu sind Vorschläge eingegangen: Flugblätter aus dem Text erstellen, Kettenbriefe losschicken, die auch an die UNO-Vollversammlung adressiert sind, Frauen in den Medien ansprechen. Die Frauenaktion Scheherazade, die im Zeichen des Golfkriegs in und außerhalb der taz spontan entstanden ist, kann hier nur auf die ebenso spontane und selbsttätige Phantasie von Frauen hoffen und sich wünschen, daß sich der Aufruf weltweit selbständig macht. Mit einer zentralen Organisation ist sie hoffnungslos überfordert. Vorläufig die Post also an die taz schicken, Stichwort Scheherazade, Kochstr.18, 1000 Berlin 61. Internationale Telefaxnummer der taz: 0049-30-251 6062. Spendenkonto für die Anschaffung eines Telefax und internationale Organisation (Gelder dringend erwünscht): Berliner FrauenfrAKTION, Halina Bendkowski, Konto-Nr. 162399 9000, Bank für Gemeinwirtschaft, BLZ 100 101 11. Ute Scheub