MALEREIVONFRANKPIETSCH

KUNSTAUFDERINSEL  ■  EMOTIONEN, UNGEMISCHT

Wenn es stimmen sollte, daß Maler ihre Bilder meist nur wegen einer einzigen Sache malen, dann ist es bei Frank Pietsch DAS ROT. Empirische Substanz seiner Malerei. Es zieht sich durch die Bilder wie ein roter Faden. Lebensfaden im Gewirr des Daseins. Weltbild möglich? Brennend, wärmend, schockierend. Das Rot pulsiert, fließt, stockt, gerinnt. Es trochnet, wird porös, morbide. Für den jungen Maler aus Berlin Treptow ist es Leben. Intensität. Sinnlichkeit wie Lust und Schmerz.

Zu seinem Rot holt er sich das magische Blau, Grün und das vitale Gelb. Stimmungsschwer sind Grau, Braun, Schwarz, feierlich und leicht das Weiß. Mit Vorliebe setzt er die Farben ungemischt zu- und gegeneinander. Es sind Emotionen, Stimmungen. Nie gebändigt. Pietsch ist Autodidakt, keine Akademie schulte oder schulmeisterte die Farb- und Formgelüste.

Aufs Intimste haben Frank Pietschs Bilder mit der Stadt zu tun: Berlin. Vertrautheit und Anonymität. Wärme und Kälte. Architekturformen scheinen durch die Farbschichten hindurch. Hie und da Collageelemente. Blasse Spuren von Werbeschriften, Zeitungsfetzen, Alltagsfundstücke.

Pietschs Farbauftrag ist wuchtig, die Formen expressiv, die reinen Töne setzt er massiv, am liebsten mit zäher fettiger Linolschnittfarbe, deren Konsistenz dann geradezu stofflich wirkt. Warme Töne werden angegriffen von aggressiv- splittigen Formen. Die Bilder haben bei ihrem Maler lang keine Ruhe. Er kratzt, fetzt Farbschichten wieder herunter, schneidet Stücke heraus, transplantiert anderes Material. Die Verfremdung erhöht das Geheimnis der Bilder, das im immerwährenden Suchen nach Harmonie und dem Finden von Disharmonie zu bestehen scheint.

Wie ein Magnet dieses eine Bild in der Ausstellung: Rot. Tiefdunkel. Hell. Man braucht den Ariadnefaden, um aus dem magischen Labyrinth geometrischer Formen herauszukommen. Dieser Faden wird DAS ROT. Es weist den Weg, ordnet das Chaos. Ingeborg Ruthe

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