Lettische Chronik

Der Erstürmung des Innenministeriums in Riga durch Soldaten am Sonntag, bei der fünf Menschen getötet wurden, sind folgende Ereignisse vorausgegangen:

4. Mai 1990: Das aus den ersten freien Wahlen seit der Annexion durch die Sowjetunion hervorgegangene Parlament der baltischen Republik erklärt Lettland für unabhängig.

12. Mai Die Präsidenten aller drei baltischen Republiken schließen sich gegen Moskau zusammen, indem sie den vor 50 Jahren gebildeten Baltischen Rat wiederbeleben.

14. Mai: Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow erklärt die lettischen Schritte zur Unabhängigkeit für rechtswidrig.

21. Juli: In Litauen, Estland und Lettland wird der 50.Jahrestag der Einverleibung des Baltikums in die UdSSR als Tag der nationalen Tragödie begangen.

28. Juli: Die drei Republiken lassen wissen, daß sie die Unterzeichnung des von Gorbatschow angestrebten neuen Unionsvertrages ablehnen.

2. Januar 1991: Truppen des sowjetischen Innenministeriums riegeln den Zugang zum Gebäude des größten Verlages in Riga ab, nachdem dieser die Absicht zur Privatisierung verkündet hatte.

15. Januar: Sowjetisches Militär stürmt eine Polizeiakademie und erbeutet dabei Waffen. Mehrere tausend KP-Mitglieder fordern auf einer Kundgebung in Riga die Übernahme der Macht durch das prosowjetische Komitee zur Nationalen Rettung.

16. Januar: Ein beim lettischen Verkehrsministerium beschäftigter Fahrer wird nach Angaben der Behörden in Riga von Soldaten des Moskauer Innenministeriums erschossen.

19. Januar: Die Moskauer Nachrichtenagentur 'tass‘ meldet die Übernahme der Macht in Riga durch das Komitee zur Nationalen Rettung. Der lettische Präsident Anatolijs Gorbunovs weist den Bericht als unzutreffend zurück. ap