Matchball für den kleinen Mac

■ Pat McEnroe erreicht das Halbfinale der Australian Open gegen Becker/ Edberg gegen Lendl

Berlin (taz) — „Matchball für McEnroe“ hieß es im Viertelfinale der Australian Open, doch gemeint war diesmal nicht der feinfühligste und grobmäuligste Tennisspieler des Jahrhunderts, John McEnroe, sondern sein wohlerzogener Bruder Patrick, der immer so wirkt, als spiele er bloß Tennis, um die Flegeleien seines Bruders wiedergutzumachen. John war diesmal nicht am Start — wahrscheinlich grollt er immer noch, daß er im letzten Jahr wegen Sprachmißbrauchs des Turnieres verwiesen worden war, doch der brave Pat sprang wirkungsvoll in die Bresche, zumindest, was das Spielerische anbelangt. Gegen den Italiener Christiano Caratti war der 114. der Weltrangliste deutlich überlegen, gewann die ersten beiden Sätze 6:0, 7:6, kam dann jedoch in Schwierigkeiten, weil er sich eine schmerzhafte Bauchmuskelzerrung zuzog und ärztlich behandelt werden mußte. Prompt verlor er den dritten und vierten Durchgang mit 4:6, 4:6, zog im fünften dann aber rasch auf 5:1 davon und verwanndelte den fünften Matchball schließlich zum 6:2. Damit zog der bisher nur im Doppel hervorgetretene Patrick ins Halbfinale ein — weiter war in Melbourne auch sein genialischer Bruder nie gekommen. Gegner McEnroes ist Boris Becker, der mit Guy Forget weit weniger Mühe als erwartet hatte. Mit 6:2, 7:6, 6:3 bezwang er den Franzosen, der in der letzten Zeit hauptsächlich als Schreckgespenst Michaels Stichs von sich Reden gemacht hatte. Das zweite Halbfinale am Freitag bestreiten Stefan Edberg und Ivan Lendl. „Er hat nichts, vor dem ich mich fürchten müßte“, hatte Edberg von seinem Gegner Yzaga aus Peru zuvor gesagt, und so war es denn auch. Yzaga hatte nicht die Spur einer Chance und verlor 2:6, 3:6, 2:6. Etwas mehr als Edberg mußte Ivan Lendl gegen den Jugoslawen Goran Prpic kämpfen. Die beiden lieferten sich ein partiell gutgelauntes Match, bei dem sie sich neckisch mit Stoppbällen umherjagten, beim 6:0, 7:6, 7:6 unterstrich Titelverteidiger Lendl jedoch seine Anwartschaft auf den Turniergewinn, zumal er mit Edberg bei den letzten Melbourner-Turnieren die besten Erfahrungen gemacht hatte. Vor zwei Jahren war der Schwede wegen einer Rückenverletzung ausgeschieden, im vergangenen Jahr mit einer Bauchmuskelzerrung. Die ist diesmal schon von Pat McEnroe okkupiert, bleibt also abzuwarten, welche Laus sich der Schwede diesmal über die Leber laufen läßt. Matti