Die Briten im Krieg

Eine Woche lang unterhalten uns jetzt schon die US-Army und ihr Haussender CNN mit ihren Bildern von glänzenden Tötungsmaschinen und ihrem patriotischen Potenzgeschrei. Und so ganz allmählich laufen sich auch die britischen Medien warm. Mit ihrer Berichterstattung über den Golfkrieg unterstützen auch die Engländer die eigenen Truppen mit sämtlichen journalistischen Kräften. Die vaterländische Sympathie der Medien liegt eindeutig bei den Kriegern, die das Weiße im Auge des Gegners erkennen und sofort hineinballern; bei den Männern, die für ihr Land einen Job erledigen. Da forderte zum Beispiel das Flaggschiff der britischen Boulevardpresse, das Massenblatt 'Sun‘ (Auflage circa vier Millionen), daß „die Bastarde von Bagdad“ wegen offensichtlicher Verstöße gegen die Genfer Konvention zum Schutz von Kriegsgefangenen „aufgehängt werden müssen“, und zwar „ganz langsam“, denn „eine schnelle Kugel wäre zu schade für sie“. Am liebsten natürlich öffentlich und zur besten Sendezeit.

Stets droht aber auch der feige Dolchstoß in den Rücken durch Britanniens Feinde und durch verweichlichte Nachrichtenleute. Die kritische Live-Berichterstattung vom Einsatz der über 30.000 britischen Soldaten macht die Ex-Militärs in der Konservativen Partei ziemlich nervös. Die Regierung solle eingreifen und verhindern, daß auf diese Weise dem Feind wichtige Informationen zugänglich gemacht werden, forderten einige Abgeordnete. Die Berichte und Nachrichten, in denen das britische Engagement aus uneingeschränkt patriotischer Sicht dargestellt wird, sind bißlang nicht bemängelt worden, aber der alte John-Lennon-Hit „Give Peace a Chance“ ist inzwischen aus dem britischen Äther verbannt worden.

Einige Journalisten versuchen jetzt, den Hurra-Eindruck der ersten Tage mit zaghaften Hinweisen auf einen möglicherweise lange andauernden Krieg zu verwischen. Dabei wird auch die zurückhaltende Informationspolitik der offiziellen britischen Stellen scharf attackiert. Die „Informationsbüros“ am Golf und in London seien noch zugeknöpfter als etwa die Amerikaner in ihren täglichen Briefings. Ein Boulevardblättchen rief das Verteidigungsministerium auf, der Presse mehr Vertrauen zu schenken, denn „schließlich stehen wir ja auf derselben Seite“.

Die meisten Volksvertreter sind jedoch zufrieden. Ein Parlamentarier gab zu, daß er sich köstlich amüsiert. Ihm kommt der Krieg im Fernsehen wie ein „überlanger James- Bond-Film“ vor. Karl Wegmann