Andrew Tosh

■ Wenn der Sohne wie der Vater

Andrew Tosh ist der Sohn von Peter Tosh. Peter Tosh war Freund, Mitstreiter, -begleiter und -musikant im Kreise von Bob Marley und dessen Wailers. Bob Marley war das liebste Ziehkind des jamaikanischen Multitalents in Sachen Reggae und Rocksteady in den 60er Jahren, Lee Perry. Davor wurde wohl einfach nur so zum Bluesspaß in den Marihuanafeldern um Kingston Town herumj getrommelt und geplinkelt. Ab und an kam vielleicht Harry Belafonte mal vorbei, sprach »keine Macht den Drogen« und »eßt mehr Bananen, dann bleibt ihr gesund«, blieb aber sonst friedlich und ging irgendwann wieder seiner Wege.

Bei Andrew Tosh weiß man nun nicht so recht, ob er noch etwas von den alten Zeiten mitbekommen hat oder nicht. Vorher war die Firma des Papa eine gutgehender, stilsicherer Herrenausstatter, aber der Sohnemann macht einen Jeans-Shop daraus. »Leicht konsumierbarer Tanzstoff« lautet hier ein Urteil unter vielen über Andrew Tosh. Oder Herr Kepler in einer CD-Fachzeitschrift, der da schreibt: »Wo Pete eine militante Rasta-Ideologie predigte, setzt sein Sprößling auf eine optimistische Haltung und positive vibrations.« Was mag an Vater Tosh böse in den Ohren des CD-Texters vibriert haben? Der Ruf nach legalem Hasch?

Peter Tosh ist mit nachhaltig schlechtem Beigeschmack hauptsächlich dadurch bekannt geworden, daß sich Obersekundaner mit dem Titel dieses Songs in Button-Form die selbstbestrickte Brust schmückten. Soll jeder legalisieren, was er will, der Song wurde für Tosh lukrativer als das Zeugs, und die Buttonträger starben dann irgendwann aus und machten Platz für die jungen. Die haben B-Boy-Mützen, Rucksack, Elefantenhosen und handelsübliche Turnschuhe. Sie sehen aus wie Andrew Tosh. Sie kiffen ab und an halb legal auf U-Bahnhöfen. Für sie ist die Welt in Ordnung mit einer neuen deffen Maxi von Boogie Down Production, bei denen KRS One mit Raggamuffin zum Protest erzieht.

Andrew Tosh gehört zur Jugend und hätte trotzdem häufiger in die Old School gehen sollen. Der Mix aus Dancefloor und Roots-Rock-Reggae steht weder unter urbaner Spannung, noch lädt er zum ländlichen Schunkelschmus ein. Auf dem Cover seiner LP steht Andrew Tosh allein und etwas ratlos in seltsam verschrobener HipHop-Haltung. Vielleicht kann er live die richtigen Schritte Richtung »Edutainment« (letzter Boogie Down Production-Titel) unternehmen. Mit sommerlich bedröhnter Stimmung ist es da selten getan. Das wird ihm die Soul Syndicate-Band als Back-Up schon beweisen. Die waren nämlich bereits damals mit dem Vater auf Tour. (Um 21 Uhr im Ecstasy) Harald Fricke