Die härtesten Strecken der Welt

■ Sö-Kö-Mö '91: Taz-Abenteuer-Rally durch oberzentrale Einkaufsstraßen

Wir hatten keine Chancen, aber wir kamen durch: Das taz-Abenteuerteam –91 tobte durch die Bremer Sögestraße, die Düsseldorfer Königsallee und die Hamburger Mönckebergstraße. Hier der Bericht.

Bremen: Trotz wochenlanger Regengüsse ist die gut begehbar. Weil die Steine zum größten Teil gegen den Schritt gepflastert sind, können wir die Schuhe mit den breiten Sohlen aufziehen. Vom Start weg Gefälle, aber die Profile greifen gut. Die erste Hürde: Ein Schweinerudel blockiert die Bahn. Jetzt Ruhe bewahren. Wir steigen auf Stelzen um und balancieren durch die grasende Meute. Nach einem langen Nervenkrieg liegt das Hindernis hinter uns. Das war knapp.

Die Sö in Bremen, ohne Pause weiter. Immer wieder werden wir von freilaufenden Verbrauchern umgerannt, die sich gerade auf dem Konsumpfad befinden. „Nur eine tote Mark ist eine gute Mark,“ heißt es hier. Entsprechend brutal geben sie aus.

Dann, endlich, die letzten Meter. Hier wird die Strecke noch einmal enger. Eine letzte Gefahr lauert an den Gleisen kurz hinter der Etappe. Noch liegen sie ruhig, aber jeden Augenblick rechnen wir mit Straßenbahnen. Dann geht doch alles gut. Wir haben die Sö bezwungen.

Düsseldorf: Schwierigkeiten mit der Landessprache belasten die Vorbereitungen. Die Düssel teilt die in links und rechts. Am Ufer spärliche Savannenbepflanzung und eine Baumreihe. Da müssen wir rüber: Ab in die Boote.

In den Rucksäcken ist Trockennahrung vom Hühner-Hugo. Wir wassern. Keiner weiß, was uns erwartet. Unser Schlauchboot hält, aber in den feuchten Sümpfen lauert die Jeckenfliege: Ein Stich ist absolut lächerlich. Über uns kreisen die Tauben. Dann endlich Land. Die 24 Stunden von Le Kö: Sie liegen hinter uns.

Hamburg: Die längste aller Etappen. Die ringelt sich wie eine Boa durch den Hamburger Einkaufsdschungel. Und die gefährlichste: Textiltempel, die kontaktscheuen Ureinwohner und das Klima. Wir machen uns auf das schlimmste gefaßt.

Ein tückisches Einkaufslabyrinth legt uns die schwersten Proben auf. Bereits in der ersten Schnäppchenhölle schmilzt unsere Notschokolade. Ziellos irren wir durch die Abteilungen eines Kaufhauses, dann endlich Tageslicht. Wir schöpfen neue Hoffnung.

Wieder draußen. Zahlreiche Kleiderständer stellen sich uns in den Weg. Tückische Bügelhaken bedrohen uns mit Kleidungsstücken, bereit, jede Sekunde in unseren Taschen zu verschwinden. Langsam weiter und jetzt nicht umdrehen! Da naht Rettung. Wir stürzen uns in die U-Bahn, aufgegeben, Schluß, nur raus hier.

Wer die Mö bezwingen will, sollte vorher dreimal durch die Lloyd-Passage! mad