Neu im Kino: "Metropolitan"

■ Mama's Kreditkarte

Wer interessiert sich heute noch für die „gehobenen Schichten“? Debütantinnenbälle, Bridge, Frack und Adelstitel sind so verstaubt wie Nierentische. Regisseur Whit Stillman gibt zu, daß „selbst viele ihrer Mitglieder schon die Idee einer amerikanischen upper class hassen“.

Sein Film „Metropolitan“ erzählt aber dennoch von einer Gruppe junger Überpriviligierter. Sie halten Yuppies für neureiche Emporkömmlinge, treffen sich ständig in Abendkleid und Smoking auf Parties und reden dabei viel über sich und ihren Status. Und: Nicht eine Minute ist langweilig!

Noch schlimmer: diese Nichtsnutze werden dem Zuschauer schnell sympathisch. Wir lachen nicht über sie, sondern mit ihnen.

Sie wissen nämlich selbst, daß sie ein wenig lächerlich sind. Stillmans Ironie schafft keine Distanz, sondern macht die jungen New Yorker aus der Park Avenue überraschend verletzlich und liebenswert. Da rümpft eine junge Dame über „Snobs“ sehr snobistisch die Nase, und auf den Einwurf, Brigde sei doch ein uraltes Klischee bourgeoisen Lebens, antwortet ein Spieler stolz, genau deswegen würde es ihnen soviel Spaß machen.

So ähnlich funktioniert der ganze Film. Amüsiert und manchmal gerührt beobachten wir, wie diese jungen Menschen versuchen, nach den Regeln der guten alten Zeit zu leben. Ein Mädchen liebt die Bücher von Jane Austin und schafft es auch prompt, ihren Galan und den letzten Teil des Films in ein viktorianisches Melodram hinüber zu ziehen. Die romantische Entführung scheitert aber fast, weil keiner der jungen Reichen einen Führerschein besitzt und Mamas Kreditkarte nicht anerkannt wird.

Die schönste Ironie bleibt aber, daß Stillman dieses Portrait der rich kids mit einem sehr kleinen Budget gedreht hat. Und das festlich geschmückte New York zwischen Thanksgiving und Weihnachten hielt als kostenloser Drehort her. Die meisten Darsteller wiederum kommen direkt von der Schauspielschule.

Weil sie sich keine technische Ausrüstung für Kamerafahrten oder Schwenks leisten konnten, beschlossen Stillman und sein Kameramann einfach, die unbewegte Kamera als Stilmittel einzusetzen. Während fast alle anderen low budget-Filme stolz ihre Ärmlichkeit herauskehren, versuchte Stillman genau das Gegenteil und polierte seinen Film sehr elegant auf Hochglanz.

Lautes Lachen ist hier nicht angebracht, weder auf noch vor der Leinwand: Metropolitan ist ein feine Komödie im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn schon bourgeois, dann richtig. Wilfried Hippen

Schauburg, Kleines Haus 18.00, 20.00, 22.00 Uhr