IPPNW-Ärzte in der Türkei verhaftet

■ Geschäftsstelle des IPPNW vom Geheimdienst observiert

Frankfurt (taz) — Mitglieder der türkischen „Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“ (IPPNW), die seit Tagen gegen den Golfkrieg und die Politik der türkischen Regierung demonstrieren, sind am Mittwoch von Polizisten und Geheimdienstmitarbeitern verhaftet worden. Seitdem, so der Generalsekretär der Organisation, Dr. Özen Asut, werde die Geschäftsstelle der IPPNW in Ankara „vom Geheimdienst observiert“. Besucher werden nach seinen Worten „kontrolliert“, und der „psychologische Druck, den die Staatsorgane auf IPPNW-Mitarbeiter ausüben“, wachse ständig.

Ausgangspunkt der Polizeiaktionen ist Asuts Worten zufolge eine Demonstration gegen den Golfkrieg gewesen, die die IPPNW am 20.Januar in Ankara veranstaltet hatte. Über 100 Demonstranten, darunter der Präsident der türkischen Ärztekammer und Parlamentsabgeordnete, „haben an diesem Meeting teilgenommen“. Während der Protestaktion habe die Präsidentin der türkischen IPPNW, Professorin Dr. Leziz Onaran, die Erklärung „Stoppt den Golfkrieg“ verlesen. Zwei Tage später sei die Medizinerin verhaftet und vom Geheimdienst „fünf Stunden lang verhört“ worden. Aufgrund öffentlicher Proteste habe man sie schließlich wieder freigelassen. Ihr droht jetzt wie drei weiteren IPPNW- Vorstandsmitgliedern ein Prozeß vor dem türkischen Staatsgerichtshof. Den Ärzten wird, Asuts Angaben zufolge, vorgeworfen, daß sie „gegen Gesetze und Verordnungen des Demonstrationsrechts verstoßen“ haben.

Der für Westeuropa zuständige Weltvizepräsident der IPPNW, der Frankfurter Professor Dr. Ulrich Gottstein, sagte, er sei „entsetzt“ darüber, daß die „türkische Regierung die demokratisch verbrieften Rechte der IPPNW-Ärzte unterdrückt“. Gottstein kündigte an, daß seine Organisation das „Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte sowohl bei der Bundesregierung als auch in öffentlichen Veranstaltungen seines Verbandes zur Sprache bringen“ werde. Peter Hall-Böhm