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Kein Tanz auf dem Vulkan

■ Miese Saison für Bremens Reiche und Schöne

Das ganze erschütternde Ausmaß des Golfkrieges enthüllte jetzt der Weser Report: „Bremer Betten und Säle bleiben leer“, schlagzeilte die Ex-CDU-Postille. Dem Hotel- und Gaststättengewerbe drohen Einnahmeeinbußen von acht Millionen Mark. Eiswette abgesagt, Schaffermahl fällt aus, der Karl-Schurz-Ball und sogar der Ball des Alpenvereins wurden gestrichen. Nicht mal als Hort norddeutscher Fröhlichkeit darf die Hansestadt glänzen: Auch der Karnevalsverein Rot-Weiß sagte Umzug und Rosenmontagsball ab. Mit einem Wort: die „Saison“ in Bremen fällt aus — alles wg. Golfkrieg.

Leidtragende sind aber nicht nur Bremens Bettenburgen- und Festsaalvermieter wie das Queens und das Parkhotel. An der „Saison“ hängen ganze Branchen von „Zulieferern“. Zum Beispiel Ilse- Moden, da, wo das Ostertorviertel noch fein ist und die Bremer Dame von Welt ihre Glitzer- und Knitterrobe kauft. „Natürlich haben wir Einbußen durch den Golfkrieg“, verkündet Starverkäufer Koch. In einem Braut- und Ballsalon gegenüber ließ gar eine Dame ein für den Wiener Opernball vorbestelltes Gewand zurückgehen. Denn auch der fällt aus.

Aber immerhin: die Brautkleider verkaufen sich noch gut: „Heiraten tun die Leute trotzdem.“ Private Feste feiern sie wohl auch weiterhin, das ehemals „kleine Schwarze“, das heute klein und bunt ist, geht nach wie vor über den Ladentisch. Aber die großen glanzvollen Auftritte vor den Augen der Öffentlichkeit — die fallen aus.

Was der Kollaps der Feierkultur im Lande für Frisöre, AnbieterInnen feinen Schuhwerks, Sekt- und Kaviarhändler sowie Taxifahrer bedeutet, ist noch gar nicht abzusehen. Der Umsatz von Asperin wird Einbrüche erleiden. Denkbar wäre allerdings, daß Ostsee-Kreuzfahrten Konjunktur haben, ins Mittelmeer zieht es Bremens Reiche und Schöne zur Zeit wohl weniger.

Ein Herz fürs Volk, das schließlich gerade in diesen harten Zeiten nicht nur Brot, sondern auch Spiele braucht, bewies lediglich Willi Lemke. Nachdem der Werder-Chef lange in aller Öffentlichkeit mit sich gerungen hatte, brachte er es doch nicht über sich, das Hallenfußballturnier wegen dieses Krieges abzusagen. Vielleicht mochte er das auch Stadthallen-Chef Ernst Seesing nicht antun. Immerhin mußte der auch schon etliche Bälle und die Musik-Schau der Nationen streichen — ganz schlecht für die Jahresbilanz.

Nur die alternative Karnevalsszene hat den Mut, auf dem Vulkan zu tanzen, ganz demonstrativ, für die tollen Tage plant sie Aktivitäten unter dem Motto „Aufbrodeln gegen den Krieg“.

Rosi Roland

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