Übergriffe gegen Arab-Amerikaner

■ Anschläge auf Geschäfte, Belästigungen durch das FBI, Drohbriefe/ Terrorismusfurcht wächst

Washington (taz) — Im Zuge des Golfkrieges werden in den USA AmerikanerInnen arabischer Abkunft verstärkt angegriffen und belästigt. Schon in den ersten Kriegstagen kam es in den Städten Detroit und Dearborn im Bundesstaat Michigan zu gewalttätigen Übergriffen auf Arab-Amerikaner und zu Anschlägen auf von ihnen geführte Geschäfte oder Restaurants. Familien erhielten Drohbriefe, in denen sie zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert wurden.

In Detroit und Dearborn befinden sich die größten arab-amerikanischen „Communities“ in den USA. Hier leben allein 60.000 EinwandererInnen aus dem Irak. Die Absicht des Gouverneurs von Michigan, zum Schutz der Arab-AmerikanerInnen die Nationalgarde einzusetzen, wurden zunächst zurückgestellt. Statt dessen bildete die Polzei Sondereinheiten.

Am Freitag wurden ähnliche Vorfälle aus San Francisco gemeldet. Die Betroffenen sowie die Sprecher arabisch-amerikanischer Nachbarschaftsorganisationen in den Großstädten reagieren empört auf diese Vorgänge. Sie verweisen darauf, daß sie zumeist schon zehn, zwanzig Jahre oder gar schon in zweiter Generation in den USA leben. Fast alle Arab-AmerikanerInnen, die bislang bei Interviews in den großen Medien des Landes aufgetreten sind, stellten sich voll hinter die Golfkriegspolitk von Präsident Bush. Einige verwiesen stolz darauf, daß ihre Söhne derzeit „gegen Saddam Hussein kämpfen“. Es gab aber auch verängstigte Reaktionen. Einige der Interviewten wagten sich nur mit verdecktem Gesicht und ohne Namensangabe vor die Kameras.

In den letzten Tagen häufen sich auch Beschwerden über Belästigungen durch das FBI. Vor allem PalästinenserInnen berichten, daß sie von Beamten der Bundespolizei aufgesucht und systematisch nach ihren politischen Ansichten und Aktivitäten sowie Freunden und Verwandten in den arabischen Ländern befragt wurden. Zumeist sei dies mit Hinweis auf drohende Terroranschläge geschehen. Das FBI hat diese, von ihm so bezeichneten „Vorsorgemaßnahmen“ inzwischen eingeräumt, die Kritik an der „pauschalen Verdächtigung“ der Arab-AmerikanerInnen aber als „Mißverständnis“ zurückgewiesen.

In den Vereinigten Staaten nehmen die Spekulationen über bevorstehende Terroranschläge inzwischen schon hysterische Züge an. Seit Tagen wird immer wieder das Gerücht verbreitet, Abu Nidal befinde sich im Lande. azu