Heute Deutschland, morgen Europa

■ TuS Walle 24:20 über TV Lützellinden / Frauen spielten, Männer siegten

“Ich habe heute den Deutschen Meister geschlagen, und darauf bin ich sehr stolz“, verkündete der Trainer des Turn- und Sportvereins Walle, Hans-Herbert Ludolf, nach dem Spiel, und hielt sich tapfer im lederbezogenen Schwinger: Die 60 spannenden Handball-Minuten waren scheinbar spurlos an ihm vorüber gegangen.

Stolz auch in der Stimme von Walles Obersponsor Volker Brüggemann: „Wir sind nun einmal die besten in Deutschland, und wir werden es auch bald in Europa sein.“ Jetzt habe sich erst einmal Bundestrainer Heinz Strauch für einen dreitägigen Besuch in Bremen angesagt, erzählte Brüggemann aufgeregt, und TuS-Manager Eddy Birr ergänzte: „Um zu lernen.“

Mit dem Sieg über den amtierenden Deutschen Meister und Pokalssieger TV Lützellinden (Gießen) stehen die Waller Handball-Frauen weiter ungeschlagen und einsam an der Tabellenspitze der Bundesliga. Doch so easy wie bisher haben die TuSis ihre Punkte am letzten Samstag nicht eingefahren.

Schuld daran war in erster Linie das konzentrierte Angriffsspiel der Gießenerinnen. Schnell und präzise rissen die Aufbauspielerin Eva Moszi und Renate Wolf (Kreis) Löcher in die Waller Deckung, setzen ihre Außen ein, die kurz und schmerzlos ihre Vorlagen im Netz der Waller Handballerinnen versenkten.

8:8 lautete der Spielstand nach 25 Minuten, eine ausgeglichene Partie, die für den Waller Trainer Ludolf „Spitzenhandball“ war, für den Gießener Trainer Gerlach „im Niveau etwas über Durchschnitt“ lag. Dann verloren die Gießenerinnen Eva Mozsi durch eine Meniskusverletzung, die Mannschaft brach ein und lag zur Halbzeit 11:8 zurück.

Ein Viertelstündchen konnte Lützellinden nach der Halbzeit noch mithalten. Bis auf 13:12 kämpften sich die Hessener Spielerinnen noch einmal an den TuS Walle heran. Technisch und athletisch topfit präsentierten beide Teams zur Freude der gut 1.000 Zuschauer offensiven Hallenhandball. Dann kam die Stunde der Csilla Elekes und Klara Orban.

Elekes dominierte souverän im Bremer Rückraum, am Kreis, störte die Gießener Angriffe, Klara Orban wirbelte auf Rechtsaußen durch die Gießener Abwehr. Trickreich versetzte sie ihre Bewacherin mit Körpertäuschungen und Hebern und ließ sich auch von der Lützellindener Torfrau Dorthe Wiedenhöft nicht beeindrucken, versenkte zusammen mit Elekes jeden Waller Angriff, bis es dann in der 50. Minute plötzlich 21:14 stand und das Spiel entschieden war.

„Wir haben noch nicht so viel reinrassige, Deutsche Schäferhunde“, erklärte nach dem Spiel Lützellindens Trainer Gerlach und spielte damit auf die ehemaligen ungarischen Nationalspielerinnen an, die bei Walle unter Vertrag stehen und einen deutschen Paß haben. Die jugoslawische Torfrau Dragica Djuric und die rumänische Rückraumspielerin Liliana Topea, beide bei Lützellinden unter Vertrag, durften noch nicht eingesetzt werden. Nur eine Ausländerin pro Mannschaft ist in einem Bundesliga- Spiel zulässig, bei Gießen war das am Samstag Eva Mozsi.

Markus Daschner