Qualifizierte Senatsdirektorin ausgesucht und hingehalten

■ Hoppensack-Nachfolge: Wedemeier fürchtet Oppositionskritik

Wie lange kann man einer qualifizierten Kandidatin eine attraktive Stelle wie eine Wurst vor die Nase halten, bis sie diese voll hat?

Wer künftig und am liebsten die zweite Frau im Sozial-Ressort werden soll, das steht jetzt für die erste Frau, Senatorin Sabine Uhl, fest. Sie hat sich für den Vertrauensposten der Senats-DirektorIn (SD) die renommierte Sozialwissenschaftlerin und Hamburger Sozialamtsleiterin, Dr. Dorothee Bittscheid-Peters, ausgeguckt. Dieser Kandidatin eilt ein allerbester Ruf voraus.

„Extrem nett, dabei energisch und fortschrittlich“ findet sie zum Beispiel ein leitender Hamburger Kollege, der nicht einmal wie sie der SPD angehört: „Ein Verlust, wenn sie aus Hamburg weggeht“. Frau Bittscheid-Peters, 47 Jahre, promovierte Sozialwissenschaftlerin, hat akademische, politische und Apparat-Erfahrung. 1977-80 hatte sie an der Bremer Universität eine Zeit-Professur und lebte hier. Seit über 10 Jahren leitete die Hamburger Senatsdirektorin als Rangdritte unter Sozialsenator und Staatsrat zuerst das Amt für Jugend, und dann das Amt für Soziales. Als bundesweit zuerst in Hamburg mit sehr viel politischem und publizistischem Krach die geschlossene Heimunterbringung für Jugendliche zugunsten der offenen Betreuung abgeschafft wurde, war sie daran maßgeblich beteiligt, hielt auch die Prügel aus und setzte das für andere Länder dann wegweisende Projekt durch.

Ob — und vor allem wann — Bittscheid-Peters nach Bremen kommen wird, ist inzwischen aber wieder ziemlich unklar. Der jetzige Stelleninhaber, SD Christoph Hoppensack, nach langen Amtsjahren an derselben Stelle müde geworden, will lieber gestern als heute in Berlin „Bremen- Beauftragter“ werden. Herbst '90 und April '91 waren dafür schon im Gespräch. Jetzt, findet Bürgermeister Wedemeier inzwischen, soll er doch vielleicht lieber erst nach der Wahl nach Berlin gehen.

Daß es unglücklich ist, wenn Wedemeier bei Hoppensack auf Zeit spielt und gleichzeitig die Sozialsenatorin eine Nachfolgerin für ihn sucht, räumte sein Pressesprecher ein: „Da ist manches nebeneinander hergelaufen.“ Politisch so wichtige Posten aber wenige Monate vor der Wahl neu zu besetzen, liefere nur Munition für die Opposition. Für dem 4. Februar ist immerhin ein Gespräch zwischen Wedemeier und Bittscheid-Peters geplant, als „prophylaktische Maßnahme“ für den möglichen Fall und Zeitpunkt, daß Hoppensack geht und Uhl noch oder wieder Sozialsenatorin ist.

Sabine Uhl ist von der Kandidatin ganz begeistert: „Klare Vorstellungen, fachlich ausgewiesen, kooperativer Stil, Verwaltungs-Erfahrung — ich wußte gleich: Das ist es. Und ich wollte gern eine Frau.“ Dorothee Bittscheid-Peters möchte „jugend- und sozialpolitische Maßnahmen versuchen, wo viele schon die Flinten ins Korn geworfen haben“, hat auch „Lust, eine Senatorin als Vorgesetzte zu haben“. Eine Premiere wäre sie selbst: Noch nie hat es im Land Bremen eine weibliche Senats-DirektorIn gegeben. Sie selbst gibt sich gelassen: „Ich guck mal, was die Bremer machen.“ S.P.