“Präsident Bush ist nicht Amerika“

■ 10.000 DemonstrantInnen in Bremerhaven / Polizei um Kooperation bemüht

Unter dem Motto „Kein Blut für Öl“ demonstrierten am Samstag mehr als 10.000 Menschen in Bremerhaven, dem größten Militärumschlagplatz und Sitz des US-Marinekommandos in Europa. In diesem Hafen hat sich vieles verändert, seitdem die Amerikaner zum Krieg rüsten.

„Kollegen berichten, daß sie sich vorkommen wie im Krieg, wenn sie von der Militärpolizei bei der Arbeit beaufsichtigt werden“, sagte Hermann Weibel, Betriebsrat bei der Bremer Lagerhaus Gesellschaft, auf der Kundgebung. Und: „Das Land Bremen und die BLG sind die Hauptverdiener am Umschlag.“

Aufgerufen zu der Demonstration hatten die „Bremer Initiative für Frieden und Abrüstung“ (BIFA), der DGB, die Grünen, die PDS, verschiedene Frauengruppen sowie türkische und kurdische Organisationen. Gekommen waren aber nicht nur Friedensbewegte aus Bremerhaven, sondern auch einige Hundert aus Oldenburg, Wilhelmshaven, Delmenhorst, Emden, Hannover, Osnabrück, Hamburg, Cuxhaven und Bremen. Von 11.00 bis gegen 17.00 Uhr blieb die De

monstration das, was sie sein sollte: eine echte Friedensveranstaltung. Dafür hatte selbst die Polizei geworben. In Flugblättern, die sie verteilte, wurde der Demo ein „eindrucksvoller und friedlicher Verlauf“ gewünscht. So blieb das Steinewerfen einer kleinen Gruppe Schwarzgekleideter eine Randerscheinung nach Ende der Demonstration.

Auf dem „Leher Markt“, am Rande des US-Wohngebietes „Blink“, vor der Carl-Schurz- Kaserne und am Hafen wurde in Kundgebungen und auf Plakaten immer wieder betont: „Krieg ist kein Mittel, die Konflikte im Nahen Osten zu lösen, auch wenn es dabei um einen Diktator wie Hussein geht.“ Viele Teilnehmer widersprachen den Vorwürfen der letzten Zeit, die Friedensbewegung habe sich auf antiamerikanische Losungen eingeschworen, und protestierten gegen bundesrepublikanische Beteiligung am Golf. „Wenn wir dafür demonstrieren, daß die amerikanischen Kinder ihre Väter wiederbekommen, dann ist das kein Antiamerikanismus, im Gegenteil, das ist echter Amerikanismus“, sagte Frank Teichmüller von der IG- Metall Hamburg. Deutscher Antiamerikanismus sei es dagegen, wenn deutsche Firmen Giftgas und Waffen liefern, die jetzt gegen Amerikaner und Israelis eingesetzt würden.

„Was die Welt gegenwärtig erlebt, ist der größte Skandal seit Ende des Zweiten Weltkrieges“, sagte Elmar Schmähling, ehemaliger Flottenadmiral der Bundeswehr. Dieselben Mächte, die den Diktator „aus Gewinnsucht aufgerüstet haben und ihn den vieltausendfachen Giftgasmord an dem kurdischen Volk begehen ließen“, führten jetzt selbst einen angeblich gerechten Krieg.

Wie brutal es schon bei den Vorbereitungen für den Golfkrieg zuging und mit welchen Methoden Soldaten in den Krieg gezwungen werden, berichtete Gabi Neumann, Frau eines US-Soldaten. Ihr Mann habe sich dazu entschlossen, „aus moralischen Gründen“ den Kriegsdienst zu verweigern. „Er erklärte, daß er nicht verantwortlich sein will, daß so viele Menschen leiden.“ Dennoch sei er an die Front geschickt worden, in Handschellen. Daß sie dagegen demonstriere, sei keine Aktion gegen die Amerikaner, sondern gegen diesen wahnsinnigen Krieg. „Schließlich“, fügte sie unter großem Beifall hinzu, „ist Bush nicht Amerika.“ Birgit Ziegenhagen