Schnelligkeit ist oberstes Gebot

■ Zur Bekämpfung des Ölteppichs müßten die Rettungsmannschaften sofort Zugang bekommen

Bei allen Methoden zur Bekämpfung einer Ölpest ist die Schnelligkeit des Einsatzes nach einem Unglück oberstes Gebot. Es kommt also vor allem darauf an, den Rettungsmannschaften möglichst rasch den Zugang zum Katastrophengebiet zu eröffnen. Je nach Ölqualität und vor allem nach Wetterlage wird die angemessene Methode oder eine Kombination verschiedener Möglichkeiten — oft auch in zeitlicher Staffelung — eingesetzt.

Mechanische Mittel:

— Einsatz aufblasbarer Sperren als Sofortmaßnahme gegen die Ausbreitung des Ölfilms. Möglich nur bei ruhiger Wetterlage.

— Absaugen des Öls durch Spezialschiffe. Sie sammeln über verschiedene Fördersysteme das mit Wasser vermischte Öl ein. Im Schiffsinneren wird die Masse wieder nach Wasser und Öl getrennt. Das Wasser wird ins Meer zurückgeleitet, das Öl wird auf Transportschiffe umgeladen. Die Absaugsschiffe können nur bis etwa Windstärke sechs arbeiten.

— Abfackeln des Öls. Nur in den ersten Tagen möglich, bei schlechtem Wetter schwierig und ökologisch bedenklich: massive Luftverschmutzung, Verbrennungsrückstände verseuchen das Wasser.

Chemische Mittel:

— Einsatz von sogenannten Dispergatoren, die den Ölfilm in feinste Teilchen auflösen. Diese mischen sich dann mit Wasser und sinken ab. Das nunmehr feinverteilte Öl erleichtert einen nachfolgenden — teilweisen — biologischen Abbau durch „ölfressende“ Mikroorganismen im Meer über längere Zeit. Dieser biologische Abbau kann durch künstliche „Düngung“ verstärkt werden. Schäden: chemische Rückstände im Meer. Der anschließende biologische Abbau verbraucht viel Sauerstoff und geht auf Kosten anderer Lebewesen in tieferen Meeresschichten bis zum möglichen „Erstickungstod“ der Gewässer. Je später der Einsatz und je älter der Ölteppich, desto schwieriger ist die Auflösung. Es bleiben umweltschädliche zähe Rückstände.

Das französische Institut für Meeresforschung Ifremer berichtete, bei dem bei Mina el Ahmadi ins Meer laufenden kuwaitischen Leichtöl handele es sich um eine in Teilen sehr leichtflüchtige Substanz. 35 Prozent verdunsten binnen 24 Stunden und 45 Prozent binnen zehn Tagen. Die Öllache könne deshalb nur an der Quelle entzündet werden und brenne maximal drei Stunden. Drei Kilometer von Mina el Ahmadi entfernt werde die Ölschicht so dünn und zäh, daß die Flammen erlöschen müßten. Laut Ifremer könnten die Iraker in Mina el Ahmadi binnen zehn Tagen maximal 400.000 Tonnen Öl ins Meer fließen lassen. Anfangs würden bei voll geöffneten Ventilen pro Stunde sogar 3.200 Tonnen Öl ins Meer fließen. dpa/gero