Rotes Kreuz startet Schutz der Kriegsopfer

■ Internationales Komitee des Roten Kreuzes bereitet sich mit ÄrztInnen auf Golfkrieg-Flüchtlinge vor/ Keine Auskunft über Zahl der Opfer/ Rita Süssmuth sagt „nachdrückliche“ Unterstützung zu

Bonn (taz) — Eine „nachdrückliche Unterstützung“ der Bundesregierung für die gestern gestartete, weltweite Kampagne des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) zum Schutz der Kriegsopfer hat Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth zugesichert. Sie erinnerte gestern vor JournalistInnen daran, daß die Zahl der zivilen Opfer seit dem Zweiten Weltkrieg auf 90 Prozent aller Kriegsopfer gestiegen sei. Die Öffentlichkeit besitze aber nur ein „ganz geringes Wissen“ darüber. Man habe jedoch „deutlich“ die Bilder der Verletzten und Toten in Israel und wenige aus Irak gesehen, sagte Frau Süssmuth. Weiter sei es wichtig, so Frau Süssmuth, die Aufnahme der Flüchtlinge aus dem Irak in den Nachbarstaaten, wie etwa in Jordanien, zu erleichtern und zu einem parlamentarischen Thema zu machen. Es ginge nicht an, daß die Flüchtlinge 600 Kilometer von der jordanischen Grenze nach Bagdad wieder zurücklegen müßten, um dort ein Visum zu beantragen.

Das IKRK hat sich derweil mit ÄrztInnenteams und Lazaretten auf etwa 300.000 Flüchtlinge vorbereitet. Der Vizepräsident des IKRK, Claudio Caratsch, lehnte jegliche Informationen über die tatsächliche Anzahl der Kriegsopfer ab. Er begründete dies vor allem mit dem Grundsatz der Neutralität, zu der seine Organisation verpflichtet sei. Im Falle öffentlicher Bekanntmachung bestehe überdies die Gefahr, daß von einer Kriegspartei der Zugang zu den Opfern versperrt werde, so daß das erklärte Ziel der Organisation, die Opfer zu schützen, in Gefahr geriete. Caratsch erklärte, daß sich schon seit längerer Zeit eine Delegation des IKRK in Bagdad aufhalte. Allerdings gebe es Schwierigkeiten, sich aus widersprüchlichen Angaben ein Bild über die Zahl der Opfer zu machen. Die Eindrücke aus dem Krisengebiet seien zudem nur „fragmentarisch“, da es für die Delegation unmöglich sei, nach Kuwait zu gelangen.

Das IKRK ist mit Unterstützung der Rothalbmond-Gesellschaften seit Ausbruch der Kampfhandlungen verstärkt im Krisengebiet im Einsatz. Am Samstag verließ auch der erste DRK-Hilfskonvoi mit 54 HelferInnen und 25 Fahrzeugen das Zentrallager in Meckenheim bei Bonn. Der Konvoi, der neben Hilfsgütern zum Aufbau eines Flüchtlingscamps unter anderem auch Gelände- und Krankenwagen transportiert, soll am 31. Januar in der türkischen Hauptstadt Ankara eintreffen. Von dort aus soll je nach aktuellem Bedarf der endgültige Zielort bestimmt werden.

Schon vor einigen Tagen war ein Transportflugzeug der Iran Air mit DRK-Hilfsgütern von Frankfurt aus in das Krisengebiet geflogen. Ein zweiter Flug, überwiegend mit Zelten und Wolldecken, ist für den heutigen Dienstag geplant. Hasso Suliak