Neue Angriffe auf Israel

Siebter Scud-Angriff trifft auch arabische Dörfer  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Scud-Raketensplitter schlugen am Montag abend kurz nach 20 Uhr in arabischen Dörfern in der israelisch besetzten Westbank wie auch auf israelischem Territorium in der Nähe der „Grünen Linie“ zwischen der Westbank und Israel ein. Dabei entstand offenbar nur geringer Sachschaden. Nach Angaben von 'dpa‘ erklärte der israelische Armeesprecher General Schai kurz nach dem Angriff, daß keine Patriot-Abwehrraketen gegen die einfliegenden Scud-Raketen abgefeuert wurden, gab dafür aber keine Gründe an. Seit Kriegsbeginn sind bei Scud-Angriffen, die bislang vor allem Tel Aviv und Umgebung trafen, vier Menschen gestorben, über 200 wurden verletzt.

Bei der arabischen Bevölkerung herrscht Besorgnis, Angst und Verwirrung, wie bei den jüdischen Israelis auch. Araber, Drusen und Beduinen haben jüdische Israelis eingeladen, in den arabischen Siedlungen des Landes Schutz zu suchen. So haben einige jüdische Familien bei Beduinen im nördlichen Negev, nicht weit von Bersheba, Unterkunft gefunden. Gleichwohl ist „der Irak“ bei den Arabern in Israel wie bei den Palästinensern in den besetzten Gebieten ausgesprochen populär. Dabei geht es weniger um die Person Saddam Hussein, sondern vor allem um das „irakische Durchhalten und den Mut“ im Widerstand gegen die „westliche Aggression“. „Hier setzt sich zum ersten Mal ein Volk des Mittleren Ostens, ein arabischer Staat, zur Wehr und bietet den westlichen Militärmächten trotz der überlegenen Technologie von England, Frankreich und den USA die Stirn“, sagte mir gestern der Bürgermeister eines arabisch- israelischen Dorfes.

Im übrigen ist die arabische Bevölkerung auf der israelischen Seite der Grünen Linie aber bereit, die praktischen und politischen Konsequenzen des Krieges zu verstehen. In den besetzten Gebieten, in denen seit zwei Wochen die Ausgangssperre gilt, herrscht, soweit man es unter den Bedingungen der eingeschränkten Kommunikation überhaupt mitbekommt, offenbar auch Verwirrung und politisches Durcheinander. Doch die Schadenfreude über die Raketen auf Israel macht die Leute dort einstweilen blind für die Konsequenzen des gegenwärtigen Debakels.