Bush sagt Gipfel ab — Baltikum kein Thema

■ Kritik an Moskau könnte Allianz gegen Irak gefährden

Washington (taz) — Was die Spatzen seit zwei Tagen von Washingtons Dächern pfiffen, ist nunmehr offiziell: Der geplante Gipfel zwischen Bush und Gorbatschow, der vom 11. bis 13. Februar in Moskau stattfinden sollte, wird verschoben — und zwar auf amerikanischen Wunsch. Nicht offiziell, aber genauso sicher ist der Grund dafür: Mit der Verschiebung, die Gorbatschow im Regen stehen läßt, hofft US- Präsident Bush für eine zeitlang seine Kritiker im Kongreß und den Medien ruhiggestellt zu haben. Dort wirft man ihm vor, „das Schicksal der baltischen Republiken dem Erhalt der Koalition gegen Saddam Hussein unterzuordnen“. Alle Kommentatoren sind sich einig: Wäre die Bush-Administration nicht darauf angewiesen, daß Gorbatschow in der UNO den Krieg am Golf mitträgt, dann hätte sie längst eine härtere Gangart gegenüber Moskaus Gewaltanwendung im Baltikum angeschlagen.

Gorbatschow wiederum hat sich aus der aktiven Friedenssuche am Golf längst verabschiedet, seine Außenpolitik zielt nur noch darauf, die Erhaltung des eigenen Imperiums international abzusichern. Und die kritischen Töne, die sein Außenminister Bessmertnych bei seiner Ankunft in Washington von sich gab, als er davor warnte, die Zerstörung des Irak zum Kriegsziel zu machen, waren nach seinen Gesprächen mit der US-Führung nicht mehr zu hören. TAGESTHEMA SEITE 2