Lee Konitz und die Ebbe

■ Das Musik-Angebot der Woche: Höhepunkt zu Beginn und dann Schluß

Es gibt solche Wochen. Die haben einen Anfang, der ist furios. Danach wellt es noch ein kleines bißchen, und dann, ja dann ist auch schon wieder Schluß. Nichts mehr kommt, nichts mehr passiert, und schon ist sie vorbei, die Woche.

Der furiose Anfang dieser Woche ist ein eher leiser. Das Quartett des Cool-Jazz-Pioniers Lee Konitz und des deutschen Pianisten Frank Wunsch spielt eine ruhige, akustische Musik, die ihre Kraft aus dem dichten Zusammenspiel der einzelnen Musiker zieht. Konitz, der Anfang der 50er als erster einen neuen, sauberen, eher klassischen Klang des Altsaxofons etablierte, und der Übermacht der hektischen Bebop-Phrasierung eine relaxte Spielhaltung entgegensetzte, die ihre Spannung eher aus strukturalen, konzeptionellen Experimenten bis hin zu den ersten freien Improvisationen bezog. Heutzutage sind diese Erkundungen vorbei für Konitz, seine Musik spielt im tonalen Raum. Sanft geschwungene melodische Linien legen sich über ein ausgewogenes, harmonisches Geflecht, das seine gut aufeinander eingespielten Mitmusiker knüpfen. (Lee Konitz — Frank Wunsch Quartett, Kito, Vegesack, 31.1., 21 Uhr).

Das war also der Donnerstag, Wochenanfang, und schon ist fast alles vorbei. Nur am Samstag noch, während auf Gerkens neuer Bühne (“Grüne Gilde“, Hagen-Grinden, 2.2., 20.30 Uhr) Forty Love mit beschwingten Oldies für das echte Tanz-Vergnügen sorgen, geht es im Jugendfreizeitheim Thedinghauserstr. (2.2., Konzertbeginn pünktlich um 19 Uhr) um die rechten Werte. Headliner des Antifaschistischen Festivals ist die britische Punkband Blaggers, die auch zuhause mit ähnlich gesinnten Bands unterschiedlicher Stilrichtungen zusammenarbeitet, um dem Faschismus und Rassismus durch die Verständigung der verschiedenen Jugendkulturen zu wehren. Außerdem spielen die Ska-Band Rudeness 8 aus Bremerhaven und eine noch nicht genannte Metal-Band.

Dreist übergangen haben sollte man in der Zwischenzeit die Preisverleihung der Hörer/Leser- Umfrage von Prinz/Radio Bremen 4/Saturn- Hansa. (1.2., 16 Uhr, Schallplattenabteilung von Saturn-Hansa). Dennoch: Man sagt, Kaufzwang bestehe nicht.

Ob mit oder ohne Schallplatte, für den Rest der Woche bleibt der Rückzug. Ab nach Hause, ran an die Gitarre, das Schlagzeug, Klavier, den Bass. Üben, üben, selber machen. Einen besseren Rat gibt es in keiner Woche.

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