1000 Quadratmeter Leere

■ ...zum Volldenken: Eine verlassene Schalterhalle ruft nach neuen Nutzern

Der raumnotleidenden Kulturszeneria ist wieder ein neues Hoffnungslämpchen entzündet. Tausend Quadratmeter in der Bestlage Langenstraße! Das Vorhaben der Kulturbehörde, dort die verlassene Schalterhalle der Post anzumieten, ist am Montag, wie gestern schon berichtet, von der Deputation für Wissenschaft und Kunst gebilligt worden.

Damit ist erst einmal das Fotoforum Böttcherstraße aus schwerer Bedrängnis gerettet. Das Forum wird in der Langenstraße einziehen können, es wird aber die Ausstellungsfläche mit anderen Gruppen teilen müssen. Die Befürchtung, daß dann im Anschluß an, sagen wir: eine Avantgardefotografin, die Hühnerzüchter eine Leistungsschau abhalten, hält Senatsdirektor Opper für unbegründet. Er verspricht ein „profiliertes Nutzungskonzept“, womöglich mit Schwerpunktthema „Neue Medien“.

Die Frage ist jetzt, wer die Räumlichkeiten hoheitlich verwaltet. Opper kann sich einen Trägerverein oder einen Programmbeirat vorstellen, beides unbedingt unter maßgeblicher Behörden-Mitwirtschaft. Wolfgang Stemmer vom Fotoforum plädiert dagegen für ein selbstverwaltetes Organ unter der Leitung einer starken künstlerischen Hand. In diesem Fall ist das Forum, sagt er, durchaus bereit, mit beispielsweise der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) die Räume abwechselnd zu nutzen.

Die Kulturbehörde, so scheint's, gibt allerdings selber nicht sehr viel auf die Zukunft des Forums, erst recht nicht unter jetzt von ihr eingeschränkten Bedingungen. Das Konzept der Mischnutzung ist überhaupt erst entwickelt worden, „damit wir uns mit den teuren Räumen nicht so sehr an das Forum fesseln“, meint Werner Alfke, Kultursenator Scherfs Referent. „Das muß man schon mal offen sagen unter uns Pastorentöchtern, nich.“ 250.000 Mark kostet die Miete, der Vertrag läuft über zehn Jahre.

Das Fotoforum sollte sich, so Alfke, jetzt mal überlegen, ob es nicht auch Ausstellungen durch Bürgerhäuser oder sonst auf Wanderwege schicken mag. Und nachdenken über passende Kooperationspartner.

Dafür, daß dem Forum jetzt alle obdachlose Gegenwartskunst an der Schwelle kratzt, wird dieses entschädigt mit 150.000 Mark Jahreszuschuß und dem Angebot der Kulturbehörde, womöglich zusammen mit der Sparkasse die 250.000 Mark Altschulden des Forums abzubüßen. schak