Gauner und Greiner

■ Zum Kinder- wie zum Friedenmachen braucht es zwei EUROFACETTEN

Der Golfkrieg ist gar nicht so weit von uns entfernt. Wenn sich in diesen Tagen mehr oder weniger entscheidet, ob die internationale Ordnung überlebt, so entscheidet sich in Italien und in Europa, ob wir noch Hauptdarsteller der Geschichte sind, oder ob wir uns damit abgefunden haben, ein „ökonomischer Riese, politischer Zwerg und militärischer Wurm“ zu sein.

Wie haben wir diese Probe des Golfs bestanden? Ehrlich gesagt: unsäglich mies. Bis zum Gehtnichtmehr haben sich in diesen Tagen fünfundvierzig Jahre ohne Außenpolitik, ohne internationale Verantwortlichkeit, fünfundvierzig Jahre Subalternität, Resignation und gemeinsame Aversion gegen den Staat bemerkbar gemacht. Fünfundvierzig Jahre unseres (in Italien katholisch-kommunistischen) Fernsehens haben aus uns eine Masse von Greinern, Mammabübchen und Gaunern gemacht.

Aber lassen wir dieses Fehlen von Mut — Alexander hat von ihm gesagt, „wenn ihn einer nicht hat, kann man ihn ihm nicht geben“. Stellen wir einige elementare Überlegungen über die heutige Welt und die Rolle an, die eine moderne Nation heute spielen kann. Die Pazifisten haben uns in allen Tonarten vorgesungen, daß der Krieg barbarisch und das Leben heilig ist. Doch wie zum Kindermachen zwei gehören, braucht man auch zum Friedenmachen und —bewahren zwei. Und die historische Erkenntnis unserer Tage ist die, daß die Welt nicht homogen ist und daß sie nicht, wie manche von uns glaubten, auf die Kultur des Krieges verzichtet hat: Noch immer gibt es enorme Unterschiede in der Kultur und der Geschichte zwischen dem Norden und dem Süden.

Wir haben in den letzten Tagen die pazifistischen Demonstrationen junger Leute gesehen, und wir erkennen ihr Recht auf alle nur denkbare jugendliche Naivität an — doch diese Naivität spiegelt auch die Einstellung ihrer Familien wider, der Kultur, in der sie aufgewachsen sind, dieser Art, sich durchs Leben zu schlagen, indem sie so tun, als wären sie Pauperisten, Sozialisten, Antiamerikaner, Philopalästinenser — doch im Grunde sind sie echte oder mittelmäßige Gauner, die anderen im Nacken sitzen und sich auf ihre Kosten bereichern. Giorgio Bocca

Giorgio Bocca, ehemals Partisan und einer der angesehensten Kommentatoren Italiens. Der Kommentar wurde in der Zeitschrift 'L'Espresso‘ veröffentlicht.