»Let's do it ...«

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Wenn ich alles richtig verstanden habe, besingt Sissi in der ersten Nummer ihre ausgebliebenen Tage und weint ihrem Verflossenen hinterher, als Blues und auf englisch. Ziemlich hetero, dachte ich. Nach ein paar Minuten hat sie diesen ersten Eindruck aber wieder wettgemacht, und los geht die Einefraushow. Die heißt zwar »Electric Cabaret«, doch was die staunenden Augen der ZuschauerInnen in den nächsten zwei Stunden zu sehen bekommen, ist ziemlich lebendig. Sissi verwandelt sich von der unglaublich dicken Bluessängerin in unglaublicher Geschwindigkeit in eine Hexe, einen Lederboy, Madame Butterfly, Hausfrau, Vamp, Blume, Vogel... kaum möglich, sich an alles zu erinnern. Sie singt, tanzt, stellt dar, daß sich der Bühnenboden wölbt, begleitet sich selbst als Playback, sagt sich selbst an und ab, und ist so präsent wie es nur eben geht. Als Sissi den Familienvater neben mir in einem Lied zum Spanferkel verarbeitet, hat sie mein Herz auch schon erobert. Beim Anblick des Berges an Kostümen, der an diesem Abend über die Bühne wandert, würde auch Hella von Sinnen vor Neid platzen. Einen schönen Menschen kann eben nichts entstellen, und Sissi sieht schließlich auch viel besser aus. Weg von den »Iloveyoudon'tleavemelet'sdoittogethertonight«-Themen herrschen im zweiten Teil der Show die leisen Töne vor. Nicht nur macht sie Männer zu Hauptgerichten und besingt ihren Wunsch, eine Kuh zu sein, sie ist der »letzte Kakadu« und auch »Mutter Erde«, alt und desillusioniert. Nach diesem Rundumschlag, stimmlich, schauspielerisch und akrobatisch bravourös vorgetragen, sind wir alle ganz ergriffen und klatschen lange und begeistert. Das sollte man unbedingt auch tun, denn dann gibt Sissi noch eine Zugabe, und zwar etwas ganz anderes: Sie erzählt Witze. Witzige Witze. Und wann hört man schon mal heutzutage einen? Also hingehen! Marc Förster

Sissi Perlingers »Electric Cabaret« noch bis zum 7.Februar, täglich außer Dienstag, um 20.30 Uhr im BKA.