Baulöwen sichern sich Kuwaits Wiederaufbau

■ Arabische Banken und Unternehmen verhandeln mit der Exilregierung/ Keine Geschäfte beim Wiederaufbau des Iraks in Sicht

Abu Dhabi (afp) — Noch bevor ein Ende des Golfkriegs überhaupt abzusehen ist, denkt die Geschäftswelt in der Golfregion bereits an den Wiederaufbau von Kuwait. Die Vereinigten Arabischen Emirate bereiten bereits Verträge mit der kuwaitischen Exilregierung vor, um das geplünderte Kuwait wieder in einen Wohlstandsstaat zu verwandeln. „Die Exilregierung verfügt über enorme Geldmittel, um das zerstörte Land wiederaufzubauen und um die vom Irak entwendeten Einrichtungen wieder zu ersetzen“, sagt ein Vertreter einer Bank der Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Geschäftsleute schätzen die Kosten des Wiederaufbaus von Kuwait weitaus höher ein als die des Iraks. „Die Ausgaben für den Aufbau im Irak nach acht Jahren Krieg mit dem Iran waren viel geringer als erwartet. Das wird nicht der Fall in Kuwait sein“, vermutet der Chef einer Bank. Die kuwaitische Exilregierung gibt an, daß der Irak das Land völlig geplündert, die Tresore der Zentralbank aufgebrochen und sämtliche Einrichtungen der Behörden entwendet habe.

Daß der Wiederaufbau von Kuwait lukrative Geschäfte verspricht, haben die Unternehmer der Golfregion schon früh erkannt. Sie wollen nicht noch einmal die bittere Erfahrung machen wie 1988, am Ende des Krieges zwischen Iran und Irak. Damals hatten sich Banken und Unternehmen einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Golfregion versprochen. Doch westliche Firmen hatten ihnen die wenigen großen Verträge mit dem Irak streitig machen können.

Da der Irak durch zwei Kriege völlig heruntergewirtschaftet sein wird, erhoffen sich die Spekulanten mehr von dem Wiederaufbau Kuwaits. „Mit einer Verschuldung von 80 Milliarden Dollar und leeren Staatskassen wird der Irak kaum Möglichkeiten haben, Kredite für den Wiederaufbau zu bekommen“, sagt ein Bankier. Außerdem sind sich die Vereinigten Emirate des Vertrauens der kuwaitischen Exilregierung sicher. „Wir haben schon intensive Kontakte mit den Vertretern der Exilregierung, um den Unternehmern der Vereinigten Emirate die Teilnahme am Wiederaufbau zu sichern“, sagte der Chef des Unternehmerverbandes, Said Ahmed Saif Balhasa.

„Keiner hat sich gewünscht, daß Kuwait zerstört wird. Aber es ist eine Tatsache, daß sein Wiederaufbau unsere Geschäfte zum Blühen bringen kann“, sagte ein Bankier. Von dem Aufschwung werden nach seinen Einschätzungen Unternehmen und Banken profitieren können. Daß die Vereinigten Emirate vor allem nicht noch einmal den Anschluß verpassen wollen, macht sich auch durch ihre vorschnellen Analysen bemerkbar. Im Wirtschaftsteil der Tageszeitung 'el-Chaleedsch‘ wurde bereits die Schätzung von mehr als 500 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Iraks und Kuwaits veröffentlicht, obwohl weder der Grad der Zerstörung der beiden Länder noch die Dauer des Krieges absehbar sind.

„Wir hatten große Hoffnungen in die Investitionen in den Irak im Jahr 1988, die sich als falsch erwiesen hatten. Nun hoffen wir, daß sich diese Hoffnungen in Kuwait erfüllen werden“, sagt der Direktor einer Zementfabrik. Die acht Zementfabriken der Vereinigten Arabischen Emirate haben jährlich einen Produktionsüberschuß von einer Millionen Tonnen Zement. Insgesamt stellt das Land sieben Millionen Tonnen Zement her, vier Millionen Tonnen davon werden auf dem eigenen Markt abgesetzt und nur zwei Millionen werden exportiert.