Sandflöhe und Prinzen

Sie hatten es wirklich nur gut gemeint, die zahlreichen US-Bürger, die die kämpfende Truppe mit Flohhalsbändern schmücken und schützen wollte. Die besorgten Menschen in der Heimat hatten angeboten, sich um alles zu kümmern, sie wollten die Halsbänder kaufen, verpacken und in die Wüste schicken, damit die Soldaten wenigstens vor den Bissen der arabischen Sandflöhe geschützt würden. Doch die Armee sagte nein! „Die Benutzung von Flohhalsbändern durch Menschen ist ungesetzlich, nutzlos und gefährlich“, ließ das Pentagon mitteilen. Die Generäle betonten, die Soldaten seien mit den „besten insektenabweisenden Produkten der Welt“ ausgestattet. Sie könnten sich mit einer Anti-Insekten-Creme einreiben, die zwölf Stunden lang wirke. „Wir wollen nicht, daß unsere Soldaten ihre Gesundheit und Sicherheit in Gefahr bringen, indem sie Flohhalsbänder tragen, die für Hunde gedacht sind.“ Einfach rührend, diese Militärs.

Stocksauer sind dagegen die Bahrainer. Die hat man nämlich um ihr alljährliches Wüstenvergnügen gebracht. Normalerweise begeben sich die Scheichs Ende Januar, Anfang Februar zum Zelten in die Miniwüste Sachir, um ein paar Tage lang ein bißchen Spaß zu haben. Die modernen Beduinen nennen ihren jährlichen Campingurlaub „Frühlingsfestival“, bei dem sie jedoch weder auf ihre Luxuslimousinen noch auf ihre Fernseher und schon gar nicht auf ihre asiatischen Hausangestellten verzichten. Ohrenbetäubendes Getrommel und Musik aus Hunderten von Kassettenrecordern, nächtliche Tänze um das Lagerfeuer, nicht enden wollende Gesänge bei Kaffee oder Tee mit Kardamon — die reichen Bahrainer wissen ein Fest zu feiern. Dazu gehören auch die tollkühnen Rasereien der Porsche-, Ferrari-, Mercedes- und Motorradfahrer durch das sandige Gelände.

In diesem Jahr fällt der Spaß ins Wasser. Operation „Wüstensturm“ beansprucht auch den Campingplatz der Prinzen. Es gibt zwar ein paar asiatische Lohnsklaven, die einige vereinzelte Zelte bewachen, die Optimisten dort in der Erwartung stehengelassen haben, der Krieg könnte bald zu Ende sein. Einige Bahrainer sind empört und meinen, die USA hätten für ihren Angriff gegen den Irak das Ende des Campingfestivals abwarten müssen. Andere wünschten, sie hätten sich rechtzeitig unterirdische Schutzräume unter der Wüste gebaut. Dann wäre ihnen das Fest wenigstens nicht völlig verdorben worden. Jetzt hocken sie in ihren klimatisierten Palästen und glotzen CNN. Karl Wegmann