„Ich glaube nicht an Zufall“

■ Der Abgeordnete Sergio de Julio zu DC-9 und Ramstein INTERVIEW

De Julio, 51, gelernter Ingenieur und Universiätsprofessor, ist linksunabhängiger Deputierter in Rom und Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Attentate und des Terrorismus

taz: Sie haben kürzlich den Satz geprägt: Noch immer sterben Leute wegen Ustica. Wie meinen Sie das?

De Julio: Es gibt da einfach zu viele Todesfälle unter Personen, die etwas mit dem Absturz der DC-9 über der Insel Ustica von 1980 zu tun haben können. Außer denen kam bei einem weiteren Unfall der Kommandant der Luftwaffen-Base von Grosseto um...

:...Jener Base, von der die Flugzeuge aufgestiegen waren, die möglicherweise etwas mit dem Abschuß der DC-9 zu tun hatten...

... Genau. Dazu kommt, daß man uns solche und vielleicht noch andere Fälle verheimlicht hat. Unter allen Beteiligten herrscht eine solche Angst, daß Leute, die ganz sicher etwas wissen, nicht zu reden wagen. Alles Anlässe zu starkem Mißtrauen.

Sehen Sie Anlaß, den von der taz vorige Woche berichteten Verdachten hinsichtlich Ramstein nachzugehen, auch wenn sich die Behörden hinter dem Nato-Statut verschanzen, das die Sache zur Militärangelegenheit erklärt?

In jedem Falle. Schon weil bei diesem Unglück doch neben den Piloten auch sehr viele Deutsche umgekommen sind. Darüber hinaus scheint es mir auch geradezu absurd, eine Untersuchung dieser Art ausschließlich den Militärbehörden zu überlassen und sie dann auch noch geheim einzustufen.

Die deutschen Behörden scheinen die Begründung aber zu akzeptieren.

Mich wundert das auch: es sind schließlich eure Toten, um die es geht. Außerdem braucht in Deutschland doch niemand etwas zu befürchten. Das famose Nato-Statut halte ich für keine ausreichende Entschuldigung, um sich dahinter zu verschanzen. Es ist mir völlig unverständlich, warum die deutschen Behörden nicht auf einer unabhängigen Untersuchung bestanden haben, zumindest, nachdem aus Italien keine Rückmeldung kam. Interview: rai