Jubiläum in schwieriger Zeit

■ Seit 45 Jahren ist der »Rundfunk im amerikanischen Sektor«, RIAS, auf Draht/ Einst als politisches Druckmittel von den Amerikanern geschaffen, steht der RIAS nun vor einer ungewissen Zukunft

Berlin. Einst als politisches Druckmittel geschaffen, ist der RIAS — »eine freie Stimme der freien Welt« — seit nunmehr 45 Jahren im Äther und zu einer Institution geworden. Doch die amerikanische Rundfunkanstalt mit deutscher Verwaltung begeht das Jubiläum in Sorge um die eigene Zukunft.

»Redaktionsgehilfe bis zur Wiedervereinigung«, lautete die Berufsbezeichnung der ersten 80 Mitarbeiter, mit denen am 7. Februar 1946 mit der Ausstrahlung eines siebenstündigen Tagesprogramms aus dem Fernmeldeamt in der Berliner Winterfeldtstraße begonnen wurde. Eingeläutet von den Kreml-Glocken, meldete sich damals aus dem von den sowjetischen Truppen besetzten Haus des Rundfunks in der Masurenallee Radio Berlin. Die Sowjets verweigerten den westlichen Neuankömmlingen sowohl die Mitsprache als auch die Schaffung eines weiteren gemeinsamen Senders.

So dekretierten die amerikanischen Besatzungsbehörden am 21. November die Gründung des DIAS: Drahtfunk im amerikanischen Sektor. Doch die Sowjets antworteten aus der Position der Stärke und offerierten lediglich eine Stunde Sendezeit. Die Amerikaner antworteten daraufhin mit der Etablierung des Rundfunks im Amerikanischen Sektor (RIAS), der am 5. September 1946 mit einem 800 Watt starken Sender sein neues Programm aufnahm.

Mit der Gründung der DDR 1949 erhielt der Sender zusätzlich die Funktion, die ostdeutsche Bevölkerung zu informieren. Sendeanlagen in Hof wurden eingerichtet, und Egon Bahr ging als erster Korrespondent nach Bonn. Von Anbeginn wurde der RIAS in die neuen Rundfunkstrukturen der Bundesrepublik integriert. Als die ARD 1950 gegründet wurde, nahm sie den Sender als assoziiertes Mitglied auf.

Mit dem Fall der Mauer Ende 1989 endete der ursprüngliche Auftrag des RIAS, zur Vereinigung Deutschlands beizutragen. Der zu großen Teilen aus Mitteln des Innerdeutschen Ministeriums in Bonn finanzierte Sender war mit den Jahren zu einer in Berlin und Umgebung nicht mehr wegzudenkenden Institution geworden. Allein 1990 trafen zwei Millionen Leserbriefe im Funkhaus ein. Hier und in den Studios des 1987 gegründeten RIAS-TV in der Voltastraße arbeiten heute über 800 Mitarbeiter.

Mit der deutschen Vereinigung ist die Frage nach der Zukunft des RIAS gestellt. Der Geldgeber, das Innerdeutsche Ministerium, gibt es nicht mehr, und die Bundesregierung scheint auch nicht geneigt, aus anderen Etats die Mittel bereitzustellen. Die Wunschvorstellung von Intendant Helmut Drück und der Belegschaft ist es, als nationaler Sender unter das Dach des ZDF zu gelangen, das sich damit in den Hörfunkbereich ausbreiten würde und an dieser Vorstellung viel Gefallen findet.

Noch ist jedoch nichts entschieden, Definitives wird vom Treffen der 16 Ministerpräsidenten der Länder Ende Februar erwartet. Hannes Bahrmann/dpa