Neue Spaten graben gut

■ Senator Scherf schlägt Dr. Manfred Rech zum neuen Bremer Landesarchäologen

Der neue Landesarchäologe fängt ja gut an. Bild aus: Peer Meter (Text), Christian Gorny (Zeichnungen) Haarmann, Teil 1. Carlsen Verlag Hamburg, Edition Comic Art, 14.80 Mark.

Der frischgebackene Bremer Landesarchäologe trug gestern Jackett und Schlips in Erdfarben und wurde vom Wissenschafts- und Kunstsenator Henning Scherf erfreut begrüßt als „außerordentlich renommierter Professor“.

Dr. Manfred Rech, 48 Jahre, langjähriger Rheinländer (Bonn) mit deutlich erkennbarem Optimismus und Interessenbewußtsein, wird sich ab sofort in Bremen und Bremerhaven haupt

hierhin die

Zeichnung

Mann mit Hut

unter Brücke

(„Das ist der 23.

Oberschenkelknochen...“)

sächlich schützend und gegebenenfalls auch forschend und grabend um alles kümmern, was unterhalb der Erdoberfläche interessant sein könnte.

Dr. Rech ist zwar Vor- und Frühgeschichtler, interessiert sich aber besonders für „flächige Grabungen in Stadtkernen“. Da hat er durchaus und mutig die „heiße Stelle Bremer Marktplatz“ im Blick, der vor der geplanten Neupflasterung archäologisch umgegraben gehört. „Aber möglichst nicht vor der Wahl“, ergänzte Scherf beiläufig mit Sinn für unmittelbare Bürger- und Politikerinteressen.

Die Stellen-Konstruktion ist schlau ausgedacht: Der neue Mann ist nicht nur Bremens oberster Archäologe, sondern auch Uni-Professor und Abteilungsleiter im Focke-Museum. Jetzt können und sollen StudentInnen mit

Neugier und Veröffentlichungs-Ehrgeiz mitarbeiten, graben, forschen und dokumentieren.

Dr. Rech wird balancieren müssen: Er will „gewisse Dinge dem Boden entreißen“, aber „nicht verhindernd wirken“, also Bagger-Kahlschläge vermeiden, ohne Investoren zu verprellen. Seit Anfang der 70er hat er damit in Bayern und Bonn Erfahrungen gesammelt.

Bauherren sollen für ihre Bungalows nicht mehr illegal, folgenschwer und unbedacht ausbaggern und plattplanieren dürfen, was möglicherweise archäologisch von Interesse wäre. Hunderte von Wurten (Erdhügeln) etwa entstanden aus immer neuen Schichten von erbauten und verfallenen Häusern, voller spannender Reste aus mittelalterlicher oder gar germanischer Zeit. Das verspricht aufregende Entdeckungen: Küchenabfälle, Scherben, Schweineknochen, Kloaken.

Nach dem Bremer Denkmalschutzgesetz ist es kein Hobby, sondern Pflicht, solche Stätten zu schützen, betonte Rech, und dazu brauche man übrigens eindeutig mehr als die vier MitarbeiterInnen, die das „winzige Amt“ (Scherf) derzeit in Lohn und Brot hat; in Bonn, der Stadt, die Rech aber zugunsten Bremens gern „und nicht wegen der paar Hunderter mehr“ verläßt, gab es derer 140.

„Vor Neelmeyers Bank warten sechs Meter Kulturschutt, zum Markt führt ein uralter Bohlweg“ — der neue Mann wirkt entschlossen, Bewegung in den seit Jahren verwaisten Laden zu bringen. Willkommen. S.P.