Die anderen Deutschen

■ 2 Millionen Sowjetdeutsche leben noch in der UdSSR

Die Geschichte der Sowjetdeutschen begann vor etwa 200 Jahren. Damals hatte die Zarin Katharina II. dazu aufgerufen, die fast menschenleeren Gebiete Neurußlands zu besiedeln. Sie versprach Reisekosten für die Ärmeren und freie Wahl des Ortes. Jeder sollte zinslose Darlehen für Werkzeuge, Geräte oder Vieh erhalten.

Die Versprechungen blieben nicht ohne Wirkung. Viele verarmte Bauern aus Würtemberg, Hessen, der Pfalz und dem Elsaß machten sich auf den Weg. Anfang des 20.Jahrhunderts gab es in Südrußland und Sibirien 1,7 Millionen deutsche Kolonisten.

Die Stadt Saratow, im Kerngebiet an der südlichen Wolga, war zu dieser Zeit noch altes Handelszentrum. Hier lebten neben anderen Ausländern vor allem deutsche Kaufleute und Handwerker. Ihr Reichtum heißt es in Geschichtsbüchern, sei neben der Freiheit des Handels, die Offenheit für Menschen unterschiedlicher Nationalität gewesen.

Mit der Oktoberrevolution änderte sich die Situation grundlegend. Die Deutschen konnten zwar 1924 eine autonome Republik gründen. Doch das Bürgertum wurde vernichtet und die reicheren Bauernfamilien als „Kulaken“ nach Sibirien verschleppt.

Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands befürchtete die Sowjetregierung Kolaboration mit den deutschen Truppen und deportierte tausende Sowjetdeutsche nach Sibirien und Asien. Die meisten kamen in die „Trud- Armee“, die Armee der Arbeit, und lernten das Lagerleben in einer Zone des Todes kennen. Heute leben noch ca. 2 Millionen Deutsche in der Sowjetunion, über das ganze Land zerstreut. Viele von ihnen wollen wieder an die Wolga oder das Land für immer verlassen. bz