Schalck bekommt Villa zurück

■ Schalck-Golodkowski darf zurück in sein Wochenendhaus/ Bürgermeisterin der Gemeinde Gollin protestiert/ »Schalck hat Grundstückssteuer nicht bezahlt«

Berlin/Gollin. Der SED-Devisenschieber Alexander Schalck-Golodkowski kann seinen Fluchtbau am Tegernsee verlassen und wieder in sein Wochenendhaus am Golliner See ziehen. Die Staatsanwaltschaft hat ihm jetzt die Schlüssel für das rund 70 Kilometer nordöstlich von Berlin gelegene Domizil zurückgegeben. Schalck hatte die DDR vor einem Jahr fluchtartig verlassen, weil er per Haftbefehl gesucht worden war. Nach einem kurzen Aufenthalt im Westberliner Gefängnis zog der Schieber mit seiner Frau unbehelligt nach Rottach Egern (Bayern).

Nach wiederholter Anfrage hatte die Bürgermeisterin der 150-Seelen- Gemeinde Gollin, Renate Hasse, am 21.Januar aus Berlin ein Schreiben erhalten, in der ihr die »Abwicklung« des Wochenendgrundstückes am Großen Golliner See und dessen Rückgabe an Schalck mitgeteilt wurde. Die Berliner Justizsprecherin Burghard bestätigte gegenüber der taz den Vorgang. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Schalck, die im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten als Chef der Kommerziellen Koordination (KoKo) stehen, würden allerdings weitergeführt.

Bürgermeisterin Renate Hasse bezeichnete die Vorgänge als »skandalös« und zeigte sich ob der »betriebenen Hinhaltetaktik« empört. Frau Hasse kündigte an, die Nachzahlung — etwa 5.000 Mark — der jahrelang nicht entrichteten Grundstückssteuer von der Familie Schalck-Golodkowski erwirken zu wollen. Sie will sich für jene Bürger einsetzen, die wegen einer Bannmeile um das Anwesen ihr Land zu Spottpreisen (10 Pfennig pro Quadratmeter) verschleudern mußten. Hasse fordert die Rückgabe der Parzellen oder Entschädigung.

Wertgegenstände aus dem Hause Schalck sollten am 3.Juli 1990 von einem Westberliner LKW abgeholt werden. Nach einem Bericht der taz und Bürgerprotesten verzichtete die Staatsanwaltschaft auf den Umzug. Später gab es mehrere Einbrüche. Inzwischen soll das Haus leergeräumt und mit Sirenen gesichert worden sein. In der Asservatenkammer des Berliner Kriminalgerichts lagern noch wertvolle Bilder aus Schalcks Beständen, deren wahre Eigentümer bisher noch nicht ermittelt werden konnten. ccm