Ölteppich zerfällt — Experten hilflos

Berlin (taz) — Der gigantische Ölteppich im Norden des Persischen Golfes macht mit seinen Gegnern, was er will. Hatten Experten Mitte der Woche die Vereinigung des größten 80 mal 20 Kilometer großen Teppichs mit zwei kleineren Öllachen befürchtet, so zerfiel der Riesenteppich am Freitag offenbar in drei Teile. Die am Mittwoch entdeckte kleinere Ölpest vor der irakischen Halbinsel Fao ist nach Angaben des US-Militärkommandos in Riad inzwischen auf zwei mal sieben Kilometer angewachsen.

Den Expertenmannschaften bereitet der Zerfall der Riesenlache noch mehr Probleme als eine zusammenhängende Ölfläche. „Wir benötigen jetzt das Doppelte und Dreifache an Ausrüstung“, klagte ein Experte. Die saudi-arabische Umweltbehörde hatte bereits am Donnerstag erklärt, daß ihr schwimmende Ölsperren und anderes Hilfsmaterial zur Bekämpfung der 1,7 Milliarden Liter Öl fehlten.

Verschärft hat sich die Situation vor allem an der weltgrößten Meerwasserentsalzungsanlage Dschubail. Ein Teil des Teppichs schwimmt etwa 25 Kilometer vor der Anlage und treibt trotz Gegenwind immer noch auf sie zu. In der Anlage allein werden täglich 20 Millionen Liter Trinkwasser für alliierte Soldaten und die saudische Bevölkerung gefiltert.

Wenn weniger Meerwasser zu Trinkwasser verarbeitet werden kann, müßten die Saudis ihre Jahrtausende alten Grundwasserreservoirs stärker angreifen. Verstärktes Pumpen würde Salz- und Brackwasser vom Meer in die Süßwasserreservoire eindringen lassen und so langfristig die Süßwasserknappheit weiter verschärfen. ten