Schande der Juden-Fahne

■ Gewaltlos gegen den Diktator? Eine verpaßte Debatte

Eigentlich sollten die Delegierten von DJ und IFM am Wochenende nicht die eigene Position zum Golfkrieg debattieren, sondern nur zwei irakische Oppositionelle befragen. Die nahmen Partei für ihr Land, das zerstört wird, und sie bezeichneten gleichzeitig Saddam als den Hitler des Iraks: „Jede Opposition war reiner Selbstmord.“ Hussein sei machtgierig, „unberechenbar“.

Die verzweifelte Frage: Was tun gegen den irakischen Hitler? stand im Raum. Niemand wollte sie stellen. Wolf Biermanns leidenschaftliches Plädoyer für diesen Krieg lag in der Tagungsmappe, Konrad Weiss' Politik (vgl. S.7) — kein Thema. Die Versammlung applaudierte dankbar, als die Irakerin den mörderischen Krieg brandmarkte.

Plötzlich fragt einer nach der UNO- und der israelischen Fahne, die da am Haus der Demokratie wehen. Thomas Voit, Geschäftsführer von DJ, bekennt sich dazu. Er habe „gemischte Gefühle zu der einseitigen Friedensbewegung“. Nach einer einstündigen ermüdenden Tagesordnungsdebatte herrscht plötzlich Spannung im Saal. Das seien die Fahnen der Kriegsparteien, ein Grund, aus DJ auszutreten, empört sich eine Delegierte. „Eine Schande!“ Alle Fahnen außer der weißen seien heute unmöglich, sagt ein anderer.

„Da schreiben wir so schöne Programme...“ In der Tat steht in den Thesen zu einer gemeinsamen Bürgerbewegung Bündnis 90 etwas von „strikter Gewaltlosigkeit in der Außen- und Sicherheitspolitik“. Was heißt das angesichts eines Diktators? Was angesichts angedrohter Gasraketen auf Israel?

Antrag, die Debatte abzubrechen. Der Versammlungsleiter nimmt die Fäden wieder in die Hand. Große Mehrheit dafür. Es herrscht wieder Frieden im Saal. Klaus Wolschner