„Normaler Job in der Türkei“

■ Erste Bundeswehr Soldaten aus Türkei zurück / „Um Jahre älter geworden“

Oldenburg, Flugplatz des Jagdbombergeschwaders 43 am späten Sonnabendabend. Um 22.08 Uhr landet eine Maschine vom Typ Tupolew 134 aus ehemaligen NVA-Beständen. Sie trägt das Hoheitszeichen der Bundesrespublik und kommt aus dem 3.200 Kilometer entfernten osttürkischen Luftwaffenstützpunkt Erhac. Ihre Fracht: 50 Bundeswehrsoldaten, die seit dem sechsten Januar in Erhac stationiert waren. Insgesamt gibt es dort zur Zeit rund 200 Soldaten.

Eine kleine Gruppe von Journalisten erwartet die Heimkehrer, die vor allem erst einmal ausschlafen wollen. Von Sicherheitsbeauftragten in Uniform und Zivil und vom gefolgsamen Wachschäferhund Blacky werden sie einigermaßen genau an einer „weißen Linie“ vor dem Flugzeug gehalten. In der Kantine des Fliegerhorstes warten derweil Mütter, Ehefrauen und Freundinnen.

Was haben die Soldaten in ihrem bis zu vier Wochen Dienst als „Flagge der NATO“ im Bündnisland Türkei erlebt? „Ich bin in den wenigen Wochen um Jahre älter geworden“, sagt ein 23jähriger Obergefreiter. Ein anderer aus seiner Staffel hat den Einsatz in der Türkei als einen „ganz normalen Job“ erlebt. Dennoch, den Gesichtern der ausgetauschten Alpha-Soldaten ist die Anspannung der vergangenen Tage anzusehen.

In Friedenszeiten haben sie zwar viel gelernt. Sie beherrschen ihr Waffensystem, den hochspezialisierten Alpha-Jet und das Zubehör. Das Warten unter Kriegsbedingungen mit Alarmen und anderen Einschränkungen war jedoch etwas völlig anderes. In nur wenigen Tagen würde sich selbst bei älteren Kameraden die Anspannung bemerkbar machen, und zwar „in der Gesichtsfarbe“ berichtete einer der entsandten Alpha-Flieger. Offiziell wird die Stimmung unter den rund 200 Bundeswehrsoldaten in Erhac allerdings mit „gespannter Gelassenheit“ beschrieben.

In der kommenden Woche sollen weitere Soldaten der nach Erhac abkommandierten Fliegerstaffel ausgetauscht werden . Zu ihnen werden auch Soldaten des Jagdbombergeschwaders 41 in Husum gehören. Ingesamt stehen 18 deutsche Alpha-Jets, die zur mobilen Einsatzgruppe der NATO gehören, auf dem rund 400 Kilometer von der irakischen Grenze gelegenen anatolischen Stützpunkt. Der Kommodore des JaBo-Geschwaders 43 in Oldenburg, Rüdiger Schad, rechnet nach den jüngsten Nachrichten aus Bagdad allerdings nicht mit einem Angriff des Irak auf die Türkei.

Gegen Mitternacht verließen die ausgetauschten Soldaten, Angehörige und Journalisten den Fliegerhorst. Vorbei an einer Mahnwache der lokalen Friedensbewegung, deren Mitstreiter sich die Kälte der Nacht mit einem Lagerfeuer aus Obstkisten lindern. Manfred Protze / dpa