: Vereinigung verschoben!
■ Die Berliner Handballerinnen verteilen ihre Kräfte auf vier Erstliga-Vereine Sponsoren verlangen Spitzenteam für die Bundesliga im kommenden Jahr
Berlin. Distanzierte Beobachter der Berliner Handballszene müssen sich doch kaputtlachen. Vier Frauenteams kämpfen in den ersten deutschen Ligen ums sportliche Überleben: TSV Guths Muths und Tempelhof-Mariendorf im Westen, der TSC und Berliner Verkehrsbetriebe (BVB) im Osten. Die Idee, die handballerischen Qualitäten Berlins zu konzentrieren, besteht schon seit längerem. Ihre Umsetzung aber scheint unerwartet kompliziert.
Vor allem der TSC/Ost und Tempelhof-Mariendorf/West wollen einander haben, können aber nicht zueinander kommen. Das Präsidium des vorjährigen Bundesliga-Dritten sprach sich gegen eine Fusion aus, worauf Tempelhofs Manager Klaus Kruschke, ein Top-Kameramann des ZDF, einen individuellen Vereinsübertritt ankündigte. Spitzenhandballerinnen wie die Vizeweltmeisterin Olga Sekulic (Jugoslawien) oder die ehemaligen DDR-Nationalspielerinnen Evelyn Hübscher und Denise Lehmann (früher ASK Frankfurt/Oder) würde er dann am liebsten in den Osten der Stadt mitnehmen. Für seine TSC-Ambitionen nennt Kruschke zwingende Gründe: Die Sponsoren wollen es so.
Der TSC machte spätestens auf sich aufmerksam, als er im Dezember sein eigenes Klubturnier gegen hochkarätige internationale Konkurrenz gewann. Im Finale wurde der rumänische Meister Vilcea geradezu schwindlig gespielt. Der Tabellen- Dritte der 1. Liga Nordost verpaßte vor zwei Wochen dem Spitzenreiter SC Leipzig eine deftige Sechs-Tore- Schlappe mit wiederum überzeugender spielerischer Leistung.
Außerdem hat der TSC Berlin eine stolze Geschichte wie kein anderer Verein der Stadt: drei Europacup-Siege von 1977 bis 79 und vier DDR-Meistertitel zieren die Klubchronik. Peter Kretzschmar, viele Jahre DDR-Auswahl-Trainer, fand den TSC vor zwei Jahren kurz vor dem Absturz ins Mittelmaß vor, übernahm dann jedoch das Management der Mannschaft und übergab das Zepter an den bisherigen Nachwuchs-Trainer Detlef Pfeiffer.
Der engagierte Coach hat inzwischen eine junge Frauentruppe geformt, aus der Linkshänderin Josefine Grosse herausragt. Drei TSC- Spielerinnen gehörten der Bronze- Mannschaft bei den Weltmeisterschaften in Seoul an, noch mehr hoffen auf Plätze in den neu zu formierenden Jugend- und Junioren-Auswahltteams. Detlef Pfeiffer weiß genau, daß er bei einer Fusion nicht alle in ein Gesamtberliner Spitzenteam übernehmen kann. Aber er weiß noch genauer: die Sponsoren wollen es eben so. bossi
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