Her mit der Golf-Quote!

■ In DDR-dominanten Sportarten werden Wessies in Nationalteams befohlen — umgekehrt klappt das nie PRESS-SCHLAG

Die Quote im Eisschnellauf der Frauen zum Beispiel heißt drei zu eins. Drei ehemaligen DDR-Assen gesellt sich bei Weltmeisterschaften eine westdeutsche Läuferin zur Seite, auch wenn sie sich sportlich gar nicht qualifizieren konnte.

Demnach bekäme nach dem nationalen Championat im Sprint- Mehrkampf Anja Mischke eine WM-Fahrkarte geschenkt, während die Doppel-Olympiasiegerin Christa Luding-Rothenburger nicht startberechtigt ist. Nach anderthalb Jahren Pause wagte die Dresdnerin ein gelungenes Comeback und wurde Vierte. „Ungerecht und unsportlich ist dieser Verbandsbeschluß“, schimpft die 1.000-Meter-Weltrekordlerin, „ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich meinen Startplatz einer Sportlerin überlassen soll, die bei den Weltmeisterschaften vollkommen chancenlos ist.“

Die Sprint-Weltmeisterin von 1985 und 89, Christa Luding, benötigt in ihrem 18. Wettkampfjahr den WM-Startplatz, um sich in Inzell für die Olympia-Kernmannschaft zu empfehlen. Die 3:1- Quote ließe sie durchfallen. „Überall bei uns in Dresden machen die Betriebe Pleite, weil sie keine Leistung bringen. Nur im Sport soll es anders sein.“ Sie verstehe die menschlichen Probleme vieler westdeutscher AthletInnen, die nach der sportlichen Vereinigung wegen der DDR-Übermacht nie wieder internationale Meisterschaften erleben werden. „Aber auf uns nimmt auch keiner Rücksicht, wenn wir schwächer sind“, stellt die 31jährige nüchtern fest.

Bei den am Wochenende im norwegischen Hamar stattfindenden Weltmeisterschaften im großen Mehrkampf wurden die grotesken Folgen der Quotenregelung peinlich offengelegt: Während die drei ostdeutschen Frauen vorne um die Medaillen kämpften und die Erfurterin Gunda Kleemann den Titel anstrebte, verlor sich die Münchnerin Petra Becker über 500 Meter auf Platz 33. Eine Magenverstimmung führte sie entschuldigend an — vielleicht wäre sie sonst 30. geworden.

Rigoros gefordert gibt es nur eine Alternative: Die Quotenregelung bei der Nominierung von Nationalmannschaften muß sofort abgeschafft werden — nicht erst im nächsten Jahr — und es starten wirklich die besten deutschen Sportler. Oder aber die angebliche Sorge der Funktionäre um Chancengleicheit aller Kandidaten wird fairerweise auf andere Sportarten ausgedehnt.

Die Fußballer haben mit der Sammer-Thom-Integration ein gutes Beispiel in der richtigen Richtung gegeben. Es müßten nun die Fechter einen Platz räumen und die Reiter ostdeutsche Ställe nach Pferden für den Quotenplatz durchsuchen. Die modernen Fünfkämpfer müßten noch jemand für die Nationalauswahl überreden, denn diese Sportart existierte in der DDR nicht mehr. Schließlich ist es unumgänglich, den Golfern endlich einen wettkampfgestählten DDR-Amateur an die Seite Bernhard Langers zu stellen. Die Auffüllung des Davis-Cup-Teams im Tennis mit einem ausgefuchsten Zinnowitzer Vorhand-Crack dürfte dann nur noch eine Formsache sein. Im Sinne der Unterdrückten: Es lebe die Quote! bossi