Krieg und Geld

Na, was Saddam Hussein kann, kann ich schon lange, dachte sich wohl ein schwedischer Kommunalpolitiker. Mit dem Schlachtruf „Saddam, Saddam“ stürmte er in Malmö eine kleine Bankfiliale und verlangte Bargeld. Die anschließende Flucht per Fahrrad dauerte knapp fünf Minuten, dann konnten Streifenbeamte den irregeleiteten Politiker stellen und verhaften. Seine Beute betrug magere 8.000 Kronen (2.160 Mark).

Während sie also in Schweden versuchen, den Golfkrieg für sich zu nutzen, hat der irakische Präsident auf einer Rangliste des Londoner Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussaud Adolf Hitler als meistgehaßten Mann abgelöst. Saddam ist jedoch im Gegensatz zu Hitler bisher nicht im Wachsfigurenkabinett vertreten. „Seit Saddam im August ins volle Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit geriet, hatten wir noch keine Chance für eine Sitzung mit ihm, um die Figur zu modellieren“, witzelte ein Sprecher des Unternehmens.

Der Haß auf Saddam wird wahrscheinlich noch größer werden, denn inzwischen bekommen auch die „kleinen Leute“ in Europa die ersten Auswirkungen des Krieges zu spüren. So sagte zum Beispiel inzwischen jeder vierte britische Tourist seine bereits gebuchte Auslandsreise in den Sommerferien wegen des Krieges und aus Angst vor Terroranschlägen ab. Das wiederum hat direkte Auswirkungen in den klassischen Ferienländern. Schon sehen sich die römischen Souvenirhändler durch den Golfkrieg in ihrer Existenz gefährdet. Der Absatz der „Madonnari“, die rings um Kolosseum, Petersdom oder Pantheon Plastikmadonnen, Gipsstatuen und allerhand anderen Kitsch und Tand feilbieten, ist im Vergleich zum Januar des vergangenen Jahres um satte 90 Prozent zurückgegangen. Die Souvenirjäger aus den USA sind fast ganz verschwunden, und auch die zahlungskräftigen Touristen aus Japan und Europa bleiben aus.

Selbst unter den Militärs ist eine heftige Diskussion ums liebe Geld entbrannt, seit die Schweizer Tageszeitung 'Le Matin de Lausanne‘ letzte Woche die Gehälter führender Krieger unter die Lupe nahm. Danach verdient der Schweizer Generalstabschef General Heinz Häsler im Jahr 270.000 Franken (rund 300.000 Mark), während sein US- Kollege Colin Powell mit 144.000 Franken auskommen muß. Ein Korpskommandeur verdient in der Schweiz 210.000 Franken, rund doppelt soviel wie General Norman Schwarzkopf, der in der saudischen Wüste seinen getarnten Arsch hinhalten muß. Karl Wegmann