Dem Schlamm gehts schlecht

■ Bad Dübener Moorbad steht zum Verkauf

Bad Düben — Um das traditionelle, stets gut besuchte Moorbad in Bad Düben bei Leipzig steht es schlecht. Nicht etwa, weil das zur Behandlung notwendige Moor ausgegangen oder Ärzte und Schwestern in den Streik getreten wären. Nein, es fehlen Patienten. Vor der Wende kurten dort pro vierwöchiger Belegung 250 Patienten, noch bis Dezember 1990 waren es 200 je Durchgang. Jetzt reisen keine kurbedürftigen Gäste mehr von außerhalb an, Betten und Speisesaal sind verwaist. Die einst über 100 Beschäftigten wurden auf Kurzarbeit gesetzt, die meisten davon auf Null. Dies scheint unbegreiflich, da nach offiziellen Angaben die ausgewählten 48 Kureinrichtungen für Ewachsene und 40 für Kinder in den neuen Bundesländern bei weitem nicht ausreichen. Zudem gibt es eine größere Nachfrage nach spezieller Behandlung des Bewegungsapparates, und das wird in Bad Düben geboten.

Das dortige Moorbad könnte ab sofort 200 Patienten aufnehmen und behandeln, sagt Chefarzt Obermedizinalrat Dr. Wolfram Große, geschäftsführender Leiter des Moorbades. Seit 1984 steht er dieser Einrichtung vor, in der seit 75 Jahren Moorbehandlungen durchgeführt werden. Das heute eher rare Moor kommt aus dem nahegelegenen Hohenleipisch bei Elsterwerda. Vorrat sei für die Wintermonate eingelagert. Neben Moorbädern und —packungen werden dort auch medizinische Bäder, Massagen, Elektro-, Tanz-, Fahrradgruppentherapie, autogenes Training und Yoga „verabreicht“. Gegenwärtig versucht sich das Moorbad durch vorwiegend ambulante Betreuung über Wasser zu halten. Grund und Boden gehören der Stadt, die nun ihr „Standbein“ an eine westdeutsche Unternehmergruppe für 900.000 DM verkaufen will. 21.400 Quadratmeter umfaßt das zum Verkauf stehende Gelände, auf dem nach Vorstellung der künftigen Besitzer eine neue Rehabilitationsklinik errichtet werden soll. Vorgesehen war, das vorhandene Bad einzubeziehen. Ein Kaufvertrag ist noch nicht abgeschlossen. Es hapert an der Übernahme des Personals.

Bis alles zum Tragen käme, gingen ohnehin zwei Jahre ins Land, so der Chefarzt. Bis dahin will er die Einrichtung nicht dem Selbstlauf überlassen. So wurde an ehemalige Patienten, an Ärzte geschrieben sowie Formulare verschickt. Nachbehandlungen frisch Operierter aus der orthopädischen Klinik im Ort lehnte die alles bestimmende Bundesversicherungsanstalt für Angestellte für alle Osteinrichtungen ab. Dabei sei eine Kur in Bad Düben, die wie alle Kureinrichtungen in den neuen Bundesländern ohnehin nur für „Ossis“ genutzt werden sollen, mit etwas über 1.900 DM vergleichsweise billig. In den alten Ländern kosten diese Plätze zwischen 4.000 und 6.000 DM pro Person. Außerdem seien bis Mitte des Jahres für ehemalige DDR- Bürger keine Zuzahlungen notwendig. Jutta Schulz/adn