Utech Berlin '91 eröffnet =

■ Umwelttechnologieforum eröffnet/ Ausstellerzahl verdoppelt/ Umweltsenator: Berlin braucht eine neue Müllverbrennungsanlage

Berlin. In wesentlich vergrößertem Umfang als im Vergleich zum vergangenen Jahr begann am Montag in Berlin das sechstägige Umwelttechnologieforum »Utech Berlin '91«. Es vereinigt unter einem Dach insgesamt 26 selbständige Veranstaltungen unterschiedlicher Größe und Dauer, die sich alle um die Themen Umweltschutz, Umweltsanierung und Schadstoffvermeidung drehen. Insgesamt liegen mehr als 4.200 Anmeldungen zu den Veranstaltungen vor, 1.600 mehr als im vergangenen Jahr. Die Zahl der Aussteller vergrößerte sich um die Hälfte auf 79. Sie präsentieren bis Freitag Meß- und andere Umwelttechnik.

»Im wachsenden Markt der Umwelttechnik hat Berlin die Nase vorn«, sagte Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD). Im Westteil der Stadt würden 500 Firmen mit 5.000 Beschäftigten Dienstleistungen im Bereich Umwelttechnik und -sanierung anbieten. Hinzu kämen 1.000 Wissenschaftler, die sich mit Fragen des Umweltschutzes befaßten. Es biete sich die Chance, Berlin zu einer Umweltmetropole zu entwickeln, wozu die Utech '91 beitrage.

Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) sagte, er sei entschlossen, in fairen und gleichberechtigten Verhandlungen mit dem Land Brandenburg »die beste Lösung für unsere gemeinsame Umwelt zu erreichen«. Zu den Hauptaufgaben der Länder Berlin und Brandenburg gehörten die Sicherung der Trinkwasserförderung und die Sanierung der Großkraftwerke im Cottbuser Raum. Seines Erachtens müsse eine neue Müllverbrennungsanlage gebaut werden, »aber nicht in der Nähe von Wohngebieten«. Auch würden neue Deponien gebraucht.

Umweltschutz hat sich nach den Worten des Staatssekretärs im Bundesumweltministerium, Clemens Stroetmann, »eindeutig als Jobknüller und nicht als Jobkiller« erwiesen. Anstatt Schadstoffe mit hohem technischen Aufwand aus Wasser oder Abluft zu sammeln, müsse der Schadstoffanfall von vornherein vermieden werden, betonte er. Der Präsident des Umweltbundesamtes Berlin, von Lersner, wies auf die nichttechnischen Möglichkeiten der Schadstoffreduzierung hin. Mit Informationen könne der Bürger dazu animiert werden, auf den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad umzusteigen. Steuern und Abgaben könnten zudem steuernd eingreifen.

Alle Redner hoben die »erschreckende Umweltsituation« in der ehemaligen DDR hervor. Nach Berechnungen des IFO-Instituts München werden in den nächsten zehn Jahren 211 Milliarden Mark für Umweltschutzaufgaben in den neuen Bundesländern benötigt. Lersner ergänzte, die Hälfte davon müßte für die Sanierung der Kanalisation und den Bau von Kläranlagen aufgewendet werden. Nach Angaben von Staatssekretär Stroetmann sei der Aufbau der Umweltverwaltungen in den ostdeutschen Ländern »im groben« abgeschlossen.

Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) hat nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Hertz ergeben, daß die meist mittelständischen Berliner Umweltfirmen zahlreiche Aufträge aus den neuen Bundesländern erhalten hätten. Zu den interessantesten Vorhaben rechnete Hertz die Erstellung eines Umweltschutzkonzeptes für das Stahl- und Walzwerk in Eisenhüttenstadt, eine Rauchgasreinigungsanlage für ein optisches Werk in Jena, ein Abfallentsorgungskonzept für den thüringischen Landkreis Gera und die Altlastenerkundung eines Industriegeländes in Mittenwalde. dpa