Keine Werbezeit für Kriegsgegner

■ US-TV-Sender CNN verweigert Sendezeit/ Keine Bedenken dagegen bei Pro-Kriegs-Spots

Der amerikanische Nachrichtenkanal CNN und andere Fernsehsender in den Vereinigten Staaten haben sich geweigert, einen Fernsehspot gegen den Golfkrieg auszustrahlen. Wenige Tage vor Beginn der alliierten Bombenangriffe wollte das Hilfswerk für Familien von Militärangehörigen („Military Families Support Network“) in einem 30-Sekunden- Spot Präsident George Bush bitten, „unsere Männer“ nicht in den Tod zu schicken. Der Emir von Kuwait warte nur auf Amerikaner, die „ihr Blut für sein Öl vergießen“.

CNN verweigerte die Verbreitung mit dem Hinweis, es gehöre zur Geschäftspolitik der Rundfunkgesellschaft, strittige Werbespots nicht zu einer Zeit auszustrahlen, wo das Thema in der aktuellen Diskussion sei. Der Fernsehspot, der auch einige mit der US-Flagge bedeckte Särge zeigt, die aus Flugzeugen entladen werden, sei — so die weitere Begründung — zu „reißerisch“. Auch die drei Washingtoner Stationen der großen Fernseh-Networks lehnten die Verbreitung mit der gleichen Begründung ab. Einige lokale Kabelprogramme hatten hingegen keine Bedenken. Alex Molnar, Sprecher des Hilfswerks, dessen Sohn in Saudi-Arabien stationiert ist, beklagt, daß die meisten Fernsehsender „uns nicht einmal 30 Sekunden kaufen lassen, um unsere Ansicht zum Ausdruck zu bringen“.

Ein Werbespot der „Coalition for America at Risk“ wurde hingegen in einigen Fernsehsendern, CNN eingeschlossen, gesendet. Die Gruppierung unterstützt darin den Willen des US-Präsidenten, Irak mit militärischen Mitteln zum Rückzug aus Kuwait zu zwingen. Im überregionalen CNN-Programm wurde dieser Spot („What the President is doing is right and the cause is freedom“) allerdings auch nicht gezeigt.

Trotzdem ist der US-Präsident verärgert über seinen „Haussender“. Der Grund: CNN hatte Ende letzter Woche Bilder von einer Babymilchfabrik in Bagdad verbreitet, die von US-Bombern zerstört worden war. Marlin Fitzwater, Sprecher von US-Präsident Bush, sagte dazu, der US-Geheimdienst habe das Gebäude in einem Außenbezirk der irakischen Hauptstadt eindeutig als B-Waffen- Fabrik identifiziert. Die Behauptung, daß es sich um eine Milchfabrik gehandelt habe, sei irakische Propaganda. Präsident Bush wertet die CNN-Bilder als „eklatante und schädliche antiamerikanische Propaganda“. Auch General Colin Powell bestritt in einem Pentagon- „Briefing“, daß es sich bei dem zerstörten Gebäude um eine Milchfabrik gehandelt habe. Dagegen verteidigte CNN seinen Bericht und verbreitete noch am selben Tag Bilder, die im September letzten Jahres aufgenommen worden sind und eine Fabrik für Babynahrung im Normalbetrieb zeigen. epd