Mörder zu mieten

Daß man sich für genügend Geld auch einen Mörder kaufen kann, wissen wir aus unzähligen Fernsehfilmchen. So wie es aussieht, wird dieses Dienstleistungsangebot immer häufiger in Anspruch genommen. In München wurde gerade ein 24jähriger Wehrpflichtiger wegen versuchter Anstiftung zum Mord an seiner eigenen Mutter zu dreieinhalb Jahren Knast verurteilt. Der junge Mann hatte seinem Vater die von der Mutter angekündigte Ehescheidung ersparen wollen. Diese hätte nämlich zur Folge gehabt, daß die reiche Mami das zunächst zugesagte Geld für den Bau einer Autowerkstatt nicht zur Verfügung gestellt hätte. Also bat Sohnemann einen Bekannten, Mama um die Ecke zu bringen. 15.000 Mark bot er für den Job und zahlte gleich 7.000 Mark an. Aus der Sache wurde dann doch nichts. Der Mietmörder bekam kalte Füße und verpfiff seinen Auftraggeber.

Den Amerikanern können wir auf dem Gebiet der bezahlten Killer natürlich nicht das Wasser reichen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten werden schon aus den allerniedrigsten Beweggründen die Dienste eines „hit man“ benötigt. Die Texanerin Wanda Holloway z.B. sorgte sich um die Karriere ihrer 13jährigen Tochter. Die Kleine hatte beim örtlichen Cheerleader-Wettbewerb nicht die besten Karten. Cheerleader sind leicht bekleidete, jugendliche Hupfdohlen, die bei Sportveranstaltungen eine Art verklemmte Peep-Show am Spielfeldrand abziehen, um Akteure und Zuschauer scharf zu machen. Den jungen amerikanischen Girls wird schon früh eingehämmert, daß es ihr größter Wunsch zu sein hat, ein Cheerleader zu werden. Die Chancen der kleinen Holloway standen also schlecht. Da kam ihre Mama auf die geniale Idee, die Mutter einer Konkurrentin meucheln zu lassen. Der Mord würde das Mädchen so erschüttern, daß der Weg für die eigene Tochter frei wäre, dachte Mrs. Holloway. Das Mordkomplott kam schnell ans Licht. Mama Holloway erkundigte sich allzu freimütig bei Freunden und Bekannten nach einem Mietmörder. Die Behörden wurden aufmerksam und ein Geheimpolizist bot der Frau seine Dienste als Mörder an. Mrs. Holloway bot 7.500 Dollar und bekam dafür prompt ein paar stabile Armbänder verpaßt. Sie brauchte allerdings nur einen Tag sitzen. Der Schulleiter ihrer Tochter sagte für sie aus und sprach von einer „Modellfamilie“. Gegen läppische 10.000 Dollar Kaution wurde Mrs. Holloway wieder freigelassen. Gerade noch rechtzeitig, denn der Cheerleader-Wettbewerb ist noch in vollem Gange. Karl Wegmann