Uranus und Saturn am Himmel über Berlin

■ Ein zweiter Stadtführer für Okkultes und ein neues Astrologiemagazin für die Esoterikfans

Es ist sehr zu begrüßen, daß sich wenigstens ein detailliert beschriebener Stadtführer mit einer immer größer werdenden Fangemeinde beschäftigt, die ansonsten in den Berliner Medien höchstens als Randfiguren auftaucht: Der zweite Teil von 'Licht-City · Der einzige esoterische Stadtführer der Welt‘ ist im VuVO/Julius-Verlag erschienen. Man staunt, was es so alles an esoterisch interessierten Gruppen in Berlin gibt. Da geben sich Tantra- (»Auch wenn ihr euch jetzt als Traumpaar fühlt, ihr seid es nicht«), Astrologie- (»Paßt mein Jungfrau- Sonne zu seinem Löwe-Aszendenten?«), Brainmachine- (»Lade dein Gehirn mit elektromagnetischen Wellen, und du bist ganz entspannt im Hier und Jetzt«), Okkultismus- (»Choronzon als Hüter der Schwelle überwacht Daath, den Abgrund«) sowie Yogafans (»Die Verspannungen in meinem Hals sind durch den Fisch viel besser geworden«) usw. die Ehre. Außerdem bietet das Heft noch einen Service mit allen Profis der Branche für geistig und seelisch Verwirrte. Da kann man sich bei Magiern seine gesundheitlichen, partnerschaftlichen oder seelischen Probleme wegbeschwören, die Zukunft mittels Tarotkarten prophezeien lassen oder im Tantrakurs die Vereinigung mit dem kosmische Bewußtsein erlernen — alles im Dienste des neuen Menschen im Wassermannzeitalter und der Humanität.

Der Stadtführer ist übersichtlich angeordnet, bietet eine gute Serviceübersicht — und ist für das, was drinsteht, billig. Nur eines fehlt: der kritische Umgang mit dem Angebot. Nirgendwo gibt es so viele falsche Gurus wie auf diesem Markt, Scharlatane, die mit miesen Tricks ihre Kunden seelisch ausbeuten und Kohle machen wollen. Die Illusion der Heilslehre treibt nirgendwo solch bizarre Blüten. Und nicht einmal Jesus konnte seinen Jüngern ihre Probleme abnehmen. Die muß man, ob man will oder nicht, alleine lösen — und das ist harte Arbeit. Aber das hört man auch in solchen Kreisen nicht gerne, wo doch alles so locker- flockig und leicht sein soll. Die wichtigste Sache scheint ganz vergessen zu werden: Was soll der ganze Hokuspokus, wenn er nicht dem wichtigsten Ziele dient: Erkenne dich selbst, wie es schon vor langer Zeit über dem Tempel von Delphi stand.

Seit Ende Dezember hat nun auch Berlin sein erstes Astrologiemagazin 'Uranus-Times‘: schön bunt und auf Hochglanzpapier. Abgesehen davon, daß es auch auf normalem Papier hätte erscheinen können (dann wäre es nämlich viel billiger), ist der erste Eindruck gut. Nicht so abgehoben oder so boulevardmäßig primitiv wie die meisten Gazetten dieser Branche, ist es auch für Fachanfänger interessant: mit guten Einführungen in die Elemente- und Zeichenlehre und astrologischem Grundwissen, aber auch mit Anforderungen an Fortgeschrittene (wer kann schon das Gründungshoroskop der DDR mit den Transiten zur Zeit des Mauerfalls auf Anhieb deuten). Erfreulich auch der tiefenpsychologische Ansatz gleich im ersten Artikel. Weitere Themen sind: Astrologie als neue Wissenschaft, Prognosen für die Wirtschaft, Buchrezensionen und am Schluß noch eine Adressenliste der Profiastrologen in Deutschland. Das beste ist allerdings der Abdruck eines Kapitels aus Dane Rudhyars neuestem Buch Astrologie und Psyche. Dieser Pionier einer neuen Astrologie ist bisher viel zuwenig gewürdigt worden. Neben C. G. Jung zählt er für mich zu den bedeutendsten Geisteswissenschaftlern dieses verkorksten Jahrhunderts. Das Buch sei hiermit allen Astrofans wärmstens empfohlen. oz

'Licht-City · Der einzige esoterische Stadtführer der Welt‘ (Teil 2) und 'Uranus-Times · Berliner Magazin für professionelle Astrologie‘, erschienen im VuVO/Julius- Verlag Berlin.