Spandau-Israel-Spandau

■ Spandaus Bürgermeister Salomon und Jugendstadtrat Stach reisten als erste Berliner Politiker seit Kriegsbeginn in ihre israelische Partnerstadt

Spandau. Von den zwölf Berliner Bezirken pflegen zehn eine Städtepartnerschaft nach Israel. Der Spandauer Bürgermeister Werner Salomon (SPD) und sein Jugend- und Sportstadtrat Fredy Stach (SPD) waren die ersten Kommunalpolitiker, die ihrer Partnerstadt in diesen Zeiten der Bedrohung beistehen wollten. Wenigstens einige Tage lang. Die beiden haben ihre in die Tat umgesetzte Solidarität mit der vom Krieg betroffenen Partnerstadt nicht aufgedrängt, sondern sind vom Bürgermeister der Stadt Ashod nach einem Solidaritätsbrief aus Spandau zu einem Besuch eingeladen worden. Ashod und Spandau sind seit 30 Jahren miteinander verbunden, und Salomon war jetzt zum sechsten Mal in dieser »Reißbrettstadt« vierzig Kilometer südlich von Tel Aviv.

»Der Besuch war wichtig und richtig«, sagte jetzt Bürgermeister Salomon vor Journalisten — gerade weil sich in Israel das alte Bild des häßlichen Deutschen neu festsetze. Als ob es die lange Nachkriegszeit und den Versuch, Frieden mit Israel zu finden, nicht gegeben hätte, sind »deutsch« und »Gas« wieder zu einem Synonym geworden. »Das war sehr bedrückend«, sagte Salomon, und ihr Versuch zu differenzieren recht hilflos. Vor allem, wenn wie in Ramat- Gan geschehen, die Raketen in unmittelbarer Nachbarschaft einschlugen. Auch die Friedensbewegung in Deutschland gilt den Israelis pauschal als antiamerikanisch und damit antiisraelisch. Die beiden Kommunalpolitiker gaben ihr Bestes, um zu erklären, daß die meisten Deutschen ganz unideologisch nur eines wollen: den Krieg beenden.

Salomon und Stach erwartete in Israel ein großes Programm. Neben Gesprächen mit den Bürgermeistern von Ramat-Gan und Aschod sowie Treffen mit Politikern aus Jerusalem und Tel Aviv lag ihnen vor allem an Diskussionen mit Jugendlichen. Gerade bei ihnen aber, sagte Stach, herrsche das größte Unverständnis über den deutschen Pazifismus und über die deutsche Zurückhaltung im Golfkonflikt. Nur in einem Punkt waren sich die israelischen Jugendlichen mit den deutschen Gästen einig: Noch schwieriger als die Kriegszeit werde eine friedliche Nachkriegsordnung. Mit Israels Regierungschef Schamir und PLO-Führer Arafat, so meinen beide Seiten, sei an Frieden langfristig nicht zu denken.

Der Besuch in der Spandauer Partnerstadt Ashod, gerade jetzt in der Zeit der antideutschen Ressentiments, war nicht nur ein Zeichen der Solidarität, sagten die beiden Politiker, sondern auch ein Hilfsangebot. Wenn die Ashoder Hilfe verlangen, sagte Salomon, dann werden wir die Kinder und Mütter nach Spandau einladen. Wichtiger denn je erscheint ihm, daß der im letzten Jahr begonnene Jugendaustausch auch in diesem Jahr fortgesetzt wird. aku