Comeback des Irans

■ Die Islamische Republik, der Golfkrieg und die Nachkriegsordnung KOMMENTARE

Die iranische Politik am Golf läßt sich in vier Punkten zusammenfassen: Rückzug des Iraks aus Kuwait, Abzug der ausländischen Truppen aus der Region, Unantastbarkeit der Grenzen des ehemaligen Kriegsgegners und Solidarität mit dem irakischen (islamischen) Volk. Hinter dieser neutralen Position steht jedoch ein Ziel, das weit über den heutigen Tag hinausweist: Der Iran möchte sicherstellen, daß ihm in einer Nachkriegsordnung in der Region eine gewichtige Rolle zufällt. Es ist eine der Ironien der jetzigen Situation, daß die USA während der achziger Jahre alles taten, um ebendies zu verhindern.

Die iranische Version einer neuen Ordnung am Golf besteht im Kern in einer gemeinsamen regionalen Sicherheitsstruktur der acht betroffenen Staaten: Iran, Irak, und die sechs Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrates (GCC). Dies ist ein Motiv der Teheraner Führung, den Draht nach Bagdad zu stärken. Seit der Machtübernahme des „gemäßigten“ Rafsandschani wurden die Beziehungen zu den kleinen Golfstaaten bereits wiederhergestellt oder verbessert. Die einzige Ausnahme ist Saudi-Arabien, das gemeinsam mit den USA seine eigenen Vorstellungen über die Nachkriegsordnung hegt. Ein Hinweis über die künftigen Beziehungen der beiden fundamentalistischen Staaten der Region ist im Vorfeld der islamischen Pilgerzeit zu erwarten. Die Bedingungen, unter denen iranische Gläubige zu den heiligen Stätten in Mekka und Medina reisen dürfen, sind Dauerbrenner im Konflikt zwischen Teheran und Riad. Wenn Rafsandschani jetzt selbst direkte Kontakte mit Washington in Betracht zieht, die seit dem Sturz des Schah-Regimes 1979 auf Eis lagen, dann zeigt das um so mehr, daß die Teheraner Führung gewillt ist, die unverhoffte Chance, die sich ihr mit dem Golfkrieg bietet, auch beim Schopf zu packen.

Das Konzept eines Sicherheitsbündnisses am Golf ohne ausländische Mächte ist zudem populär in einer Region, in der die antiwestlichen Gefühle im Zuge der Bombardierung des Iraks neuen Aufschwung erhalten haben. Diesen Gefühlen, die auf den Straßen Algiers oder Rabats zunehmend fundamentalistische Züge tragen, muß auch der Iran als ehemalige Speerspitze des islamischen Revolutionsexports Rechnung tragen. Es ist eine weitere Ironie der Geschichte, daß Saddam Hussein nun das gelingt, wovon Chomeini einst geträumt hat: der Aufschwung der fundamentalistischen Bewegung in der arabischen Welt, die sich gegen die eigenen, „korrupten“ Regimes richtet. Beate Seel