Scheinehe in Ghana für 3.000 Mark?

■ 29jähriger wollte Ehe anullieren lassen / Ghanaische Ehefrau untergetaucht

Nur eine „Scheinehe“ habe er 1987 mit der Ghanesin Joyce F. geschlossen, versicherte der 29jährigen Horst G. aus Essen gestern vor dem Bremer Amtsgericht. Die von Abschiebung bedrohte Frau ist inzwischen untergetaucht und erschien nicht zur Verhandlung.

„Ein Nachbar“ habe den in Essen lebenden, arbeitslosen G. im Frühjahr 1987 angesprochen, „ob ich eine heiraten würde, damit die hier in Deutschland bleiben kann.“ Er wollte, denn er steckte damals finanziell in der Klemme und sollte für den kleinen Dienst 3.000 Mark erhalten, berichtete G. vor Gericht. Die Ghanaerin namens Joyce sei ihm bei dem Nachbarn vorgestellt worden. Ein Landsmann von ihr habe den organisatorischen Part übernommen.

Im Juni 1987 sei Horst G., gemeinsam mit einem Heiratskandidaten aus Dortmund und einem aus dem Schwabenland nach Ghana gejettet. Dort seien sie von einem Ghanesen abgeholt und ins Hotel verfrachtet worden, wo sie sich bis zum anberaunten Standesamtstermin die Zeit vertrieben hätten. Wenige Minuten vor der Zeremonie seien sie mit drei Ghanaerinnen bekannt gemacht worden. Horst G. gab an, keine von ihnen zu kennnen, obwohl seine Partnerin die Urkunde mit Joyce's Namen unterschrieben habe.

Zurück in Essen tauchte die echte Joyce wieder auf. Er ging zweimal mit ihr zur Ausländerbehörde, um die Heiratsurkunde vorzulegen. Dann war die Sache für ihn erledigt. Das änderte sich schlagartig, als er seine jetzige Verlobte kennenlernte. Die beiden haben inzwischen ein Kind und wollen heiraten. G. beantragte daraufhin die Annullierung seiner „Scheinehe“. Pseudoehefrau Joyce beharrte allerdings vor dem Familiengericht darauf, daß sie damals in Ghana leibhaftig anwesend war und später auch mit G. zusammengelebt habe, die Ehe also legal sei.

Das Gericht schloß sich der Version von Horst G. an und stellte das Verfahren auf Antrag des Staatsanwaltes ein. Richterin und Staatsanwalt äußerten übereinstimmend ihr Bedauernd, daß mit G. nur „das letzte Glied in der Kette“ auf der Anklagebank sitze, nicht aber diejenigen, die mit der Angst von AusländerInnen vor Abschiebung durch die Organisation von Scheinehen ein schwunghaftes Geschäft betrieben. asp